DasWAR“S: Fregatten-Jagd im Belziger Bad
Wo Peter Könnicke in dieser Woche im Wasser war
Stand:
Seit einiger Zeit kann man um unsere mittelmärkische Kreisstadt einen Bogen machen. Eine Umgehungsstraße führt um Belzig. Weil die Stadt einmal „Bad Belzig“ heißen und das innerstädtische Klima sauber bleiben soll, hat man diese Straße gebaut. Zur Bad-Stadt soll Belzig werden, weil es hier die Steintherme gibt. Die liegt direkt an der Umgehungsstraße. Manche sorgen sich ja, die Therme könne pleite gehen, wenn in Potsdam ein Spaßbad gebaut wird. Ich finde, dazu besteht kein Anlass. Zum einen wurden der Steintherme das Prädikat „Drei Perlen“ verliehen. Zum anderen kann man dort durchaus Abenteuer erleben. Ich hatte mich gerade in den Whirlpool gelegt, da waren die ersten beiden Flämingperlen auch schon in Sicht. Zwei hochkarätige Rohdiamanten. Sie planschten schnaufend in meine Richtung und ließen sich mit einem lauten „Oooh, ist det herrrrlisch“ neben mir nieder. Sie besaßen enormes Verdrängungspotenzial. Der Wasserspiegel stieg bedrohlich, bis mir die salzige Plürre in den Augen brannte und nur ein kühner Sprung ins nächste Becken mich rettete. Dort wirbelte um eine Art Säule das Wasser so kräftig herum, dass man sich von dem Strudel treiben lassen kann. Für die Oma, die sich in den Strudel verloren hatte, waren die reißenden Kräfte zu gewaltig. Sie ruderte panisch mit den Armen, schnappte hektisch nach Luft. Ich packte heldenmutig zu und zog sie raus. Dann patschte ich in den Licht-Klang-Raum. Dort ist das Wasser so salzig, dass es einen trägt. Auf dem Rücken liegend schaut man auf bunte Lichtspiele an der Decke, während man unter Wasser von sanften Melodien berieselt wird. Ist das Becken voll, befindet man sich in diesem schwebenden Zustand dauerhaft auf Kollisionskurs. Wie beim Schiffeversenken zerlegte ich das Becken in ein Planquadrat: nach 15 Minuten hatte ich vier ältere Fregatten und eine schnittige Yacht versenkt. Nach zwei Stunden stand ich aufgeweicht aber glücklich vor dem Thermalbad. Von Autoabgasen nichts zu merken. Ich stank total nach Chlor.
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