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Potsdam-Mittelmark: Freier Zugang zum Herthasee

Gemeinde will jetzt Flächen am See sichern

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Michendorf/Schwielowsee - Es ist womöglich noch nicht zu spät: Die Gemeinde Michendorf will die Waldflächen rund um den kleinen Herthasee im Zentrum Michendorfs kaufen. Die aber hat die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft bereits privatisiert. Jetzt setzt die Verwaltung mit dem Votum der Gemeindevertreter auf ihr Vorkaufsrecht. Man befürchtet, dass der Besitzer alte Bäume rund um den See fällen und seinen neu angepflanzten Bestand einzäunen könnte. Dann wäre der Zugang zum See versperrt.

Doch mit dem Vorkaufsrecht wird es nicht so einfach: Ein von der Gemeindeverwaltung beauftragter Rechtsanwalt hat bereits festgestellt, dass die Gemeinde kein Recht auf einen Vorkauf der Flächen hat. Das will Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) aber nicht hinnehmen: „Das ist eine Meinung eines Anwalts“, sagte er gegenüber den PNN. Zu dem Sachverhalt könne man sicherlich noch andere Meinungen einholen. Fakt sei aber, dass die Möglichkeiten der Gemeinde, die zwei an den See angrenzenden Grundstücke zu kaufen, ziemlich eingeschränkt seien. „Wir bereiten zurzeit eine stichfeste Begründung vor, die zeigt, dass ein berechtigtes öffentliches Interesse an den Flächen besteht“, so Mirbach. Zeitgleich werde er sich mit dem neuen Eigentümer treffen und versuchen, sich zu einigen. Sollte der Besitzer aus Treuenbrietzen jedoch das Vorhaben der Gemeinde ablehnen und Widerspruch dagegen einlegen, „dann müssten wir uns in den Vertrag einklagen“, erklärte Mirbach auf der Gemeindevertretersitzung am Montag.

Der Herthasee soll wieder zu einem Naherholungsgebiet werden, so sieht es auch der Antrag der FDP- und Linken-Fraktion vor, der Anfang September den Stein ins Rollen brachte. Die Fraktionen pochten auf den Kauf der Grundstücke, da der See künftig renaturiert werden soll. Und zwar als Ausgleichsmaßnahme für die Erweiterung der Autobahn A10. Konnte man in dem kleinen See, der seit der Wende der Gemeinde Michendorf gehört, in den 20er- und 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch baden, war das zu DDR-Zeiten nicht mehr möglich: Fäkalien wurden damals in den See eingeleitet. Heute ist er versandet und mit Schilf überwuchert.

„Wir brauchen keine Renaturierung, wenn wir keinen Zugriff auf die Waldflächen drumherum haben“, so der Michendorfer Ortsvorsteher Hartmut Besch (FDP). Den Fehler sieht Besch bei der Verwaltung, die hätte schon früher von der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft das Grundstück kaufen sollen. Aus der Renaturierung könne der neue Besitzer Profit schlagen, befürchtet Eckhard Reinkensmeier (SPD): „Er muss dem ja zustimmen und kann sich das notfalls teuer von der Gemeinde bezahlen lassen.“ Auch Jens Schreinicke (CDU) sieht die aktuelle Lage kritisch: „Die Flächen um den See sind wertvoll – ich male uns geringe Chancen aus.“

Auch am Caputher See gab es wie berichtet Befürchtungen, dass private Waldgrundstücke den Zugang zum See verhindern könnten. Auch dort wollte die Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft zuletzt Flächen privatisieren. „Wir müssen uns aber keine Sorgen machen, unsere Flächen stellen einen Zugang sicher“, so Kämmerin Ute Lietz. Nicht nur der See, sondern auch angrenzende Waldflächen mit Uferwegen will das Land der Gemeinde Schwielowsee kostenlos übertragen. Im Oktober soll es dazu weitere Gespräche geben, kündigte Lietz an. Zuvor hatte das Land 65 brandenburgische Seen – darunter den Caputher See – vor dem privaten Zugriff gerettet, indem sie sie vom Bund kaufte. E. Schmid

E. Schmid

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