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KulTOUR: Jahresausstellung im „Z 200“ in Kleinmachnow: Fremdes und Nahes

Kleinmachnow - Seltsam fremd und zugleich eigentümlich vertraut will manchem diese Welt im Großen wie im Kleinen erscheinen. Fremd ist wie Ferne, näher ist nah, das betrifft des Menschen Außenwelt genauso wie sein Inneres: Wie „nah“ also ist einem Hiesigen, sagen wir, Chongqing im Herzen Chinas?

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Kleinmachnow - Seltsam fremd und zugleich eigentümlich vertraut will manchem diese Welt im Großen wie im Kleinen erscheinen. Fremd ist wie Ferne, näher ist nah, das betrifft des Menschen Außenwelt genauso wie sein Inneres: Wie „nah“ also ist einem Hiesigen, sagen wir, Chongqing im Herzen Chinas? Mit 36 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Welt, ist sie hierzuland fast unbekannt. Zwei Tage brauche man bei einer Flussfahrt auf dem Jangtse, um von einem Ende zum anderen zu kommen, erzählt Corinne Holthuizen-Habermann. Ein Panorama-Foto dieser Monster-City hängt derzeit im Kleinmachnower Landarbeiterhaus, dem „Z 200“, wo der Kunstverein „Die Brücke“ unter dem schlichten Titel „Eigenes – fremd und vertraut“ zur letzten Mitgliederausstellung, dieses Jahres einlädt. Dieser kunstreiche Ort (mit „Kult-Raum“ als Partner) hat sich quasi „per aspera ad astra“ ganz prächtig herausgemacht. Man organisiert regelmäßig Gastausstellungen, mit der „Kunstwoche“ und diversen Nachtveranstaltungen wurde auch ein publikumsfreundliches Binnenprofil gefunden. „Die Brücke“ ist eben eine gute Adresse. Auch in eigener Sache, versteht sich, denn das Gros des Vereins stellt die aktive Künstlerschaft, derer es inzwischen stattliche 40 geworden sind.

Die Chongqing-Fotografin ist eine davon, Petra Walter-Moll eine andere. Auch sie hat viel mit Fotografie zu tun, mehr vielleicht noch mit dem, was man Objektkunst nennt. Eine stehend gewellte Form ihrer Hand beherrscht einen der Ausstellungsräume. Diese gut einen Meter hohe Collage trägt den doppeldeutigen Titel „Ahnen“. Aus Funden einer innerfamiliären Haushaltsauflösung formte sie diese dynamische Welle: Fotos, Briefe, Zeitungsausschnitte, andere Lebenszeugnisse als Eingedenken an ihre Ahnen, an den Vorgang des Ahnens. Rainer Ehrt, spiritus rector der „Brücke“ seit dem steinigen (aspera) Anfang, haben es diesmal Ovids „Metamorphosen“ angetan. Vier – technisch anspruchsvolle – Farbradierungen einer 20-teiligen Serie stellt er vor, darunter „Narziß“ oder der sangesgewaltige Orpheus.

Kommt Europa auf ihrem Stier ins Rutschen? Die opulente Werkschau hält „in eigener Sache“ mehr Anregungen und Entdeckungen bereit, als für die 16 Aussteller Platz hier wäre. Pars pro toto also. Fridolin Frenzel etwa, den die Schatten der Vögel lange begleitet haben, Petra Wällstedt mit ihrer futuristisch anmutenden Bienenwaben-Stadt, die abstrakten Bilder von Anke Doepken, die Skulptur der goldigen Nähmaschine mit einer verrosteten Gartenharke als Nadelwerk, Dorothea Neumann wollte daran erinnern, dass Wittenberge einst das Königreich aller Ost-Nähmaschinen gewesen ist. Dem Heutigen bleibt das fremd, anderen geht es sehr nahe. Julia Ehrt indes schnitzte und malte in Holz, was man einst als „Ziel vor den Augen“ zu haben vermeinte. Von den Fotografen lichtet Sigrid Aschayeri eine „Remise“ mit ihrem Altholz und all den verrosten Nägeln und Drähten in schönen Farben ab. Neu in der Gruppe ist Peter Frenkel, einst Leistungssportler, dann Fotograf: Sich mit dem Schwarz-Weiß-Bildern nicht begnügend, verhilft er ihnen auf verborgene Art zu Tiefenschärfe. Und just sieht man in den Parks von Rathenow, Klessen, Marquardt und Sanssouci jene Wesen in den Büschen hausen, die das normale Auge niemals erkennt. Tolle Trolle zum Beispiel, aller Welt fremd, und doch einem jeden vertraut – genau wie das Kunstwerk vor Ort. Gerold Paul

Kleinmachnow, Zehlendorfer Damm 200, noch bis zum 17. Januar, jeweils Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

Gerold Paul

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