Potsdam-Mittelmark: Fresdorfer Filmidylle
Henry Hübchen, Dagmar Manzel und Uwe Kockisch helfen einem kleinen Dorf auf die Sprünge
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Michendorf - Vor seiner Nachtbahn hat der Mond eine Pause eingelegt und schlummert auf einer Linde am Fresdorfer Anger über Kriegerdenkmal und Grillspieß. Aus der Nähe entpuppt sich das Nachtgestirn als überdimensionierter Leuchtballon, der mildes Licht auf eine Szenerie verwitterter Gartenstühle und Tische gießt. Eine romantische Kulisse, die auf ihre Akteure wartet. Die essen gerade in einem der angrenzenden Höfe zu Mittag.
Es ist Freitagabend, 19 Uhr. Doch für die Filmcrew von Regisseur Jan Ruzicka laufen die Uhren an diesem letzten Drehtag etwas anders. Denn im fiktiven Dorf Kummerow, alias Fresdorf, soll nur wenige Stunden später ein Fest gefeiert werden, um einen Investor anzulocken. Auf den Herrn aus Bayern setzt vor allem Bürgermeister Oskar Kubiczek, gespielt von Henry Hübchen. Oskar kämpft für seinen Ort, ebenso um seine Frau (Dagmar Manzel), die die Heimat verlassen will, um endlich wieder ihren Beruf als Hebamme ausüben zu können. Gegen alle Widrigkeiten will Oskar den Aufschwung nach Kummerow holen. „Hoffnung für Kummerow“, verheißt auch der Arbeitstitel des Fernsehfilms, der voraussichtlich 2010 im Ersten ausgestrahlt wird. Für das aktuelle Projekt stehen neben Hübchen und Manzel, auch Christine Schorn, Uwe Kockisch, Arved Birnbaum und Victor Schefé vor der Kamera.
Produzentin Susanne Wolfram kämpfte vier Jahre, um das Geld für die Realisierung des Projektes zusammenzubekommen. „Am Thema lag es nicht“, versichert sie. Froh ist sie aber vor allem, dass sie bekannte Filmgesichter wie Hübchen, Kockisch und Manzel für den Film verpflichten konnte. „Das war unsere absolute Traumbesetzung“, sagt sie. Auch die Idylle von Fresdorf passe zur hochbrisanten Geschichte, in der Mut und Fantasie gegen Hoffnungslosigkeit gesetzt werden. Veränderung, so die Botschaft des Films, braucht Gemeinschaft. Oskar gelingt es, die Kummerower für einen Kanuwettbewerb zu mobilisieren, um gegen die ewig stichelnden Zechiner aus dem nachbarlichen Ruderklub anzutreten. Susanne Wolfram bestätigt, dass die Schauspieler für den Film das Paddel selbst in die Hand nahmen. „Anfangs war das eine ziemlich wacklige Angelegenheit, besonders beim Einsteigen“, erinnert sich die Produzentin. Doch nach zehn Trainingseinheiten sei das Kummerow-Team zügig über den Seddiner See gezogen. Hübchen, der als Steuermann Oskar im Boot saß, ist im Film der Mann mit Visionen und Durchhaltevermögen, der für seine Mitbürger Arbeitsplätze schaffen will. Beim Pressegespräch bekennt Hübchen jedoch: „Oskar ist das Gegenteil von mir. Er ist fast schon krankhaft optimistisch, versteigt sich in Projekten, die wenig mit der Realität zu tun haben.“ Über sich selbst sagt der Schauspieler: „Ich bin eher ein produktiver Pessimist." Auf die Frage, ob der Film ein Erfolg wird, fällt daher auch sein Kommentar zurückhaltend aus: „Ein gutes Drehbuch und ein guter Regisseur sind noch keine Garantie dafür, ob daraus im Endergebnis auch ein guter Film wird.“ Ähnlich sieht es sein Kollege Kockisch: „Bis zum Filmschnitt ist noch alles offen.“ Kockisch spielt im Film den Künstler Niels Lause, der zum Wohle Kummerows sein einziges Schwein opfert, um den Investor einzustimmen. „Von dem Schwein lebt der Künstler eigentlich ein ganzes Jahr“, unterstreicht Kockisch den Wert des Borstenviehs, das derweil am Spieß brutzelt. Schalk blitzt aus den Augen des Schauspielers als er verrät, dass es auf dem Fest „noch eine große Klopperei“ geben werde. Neugierig spazieren am Abend einige Fresdorfer um das Set. „Ich habe zum Glück einen festen Arbeitsplatz, da gab es bislang keine Gelegenheit, bei den Dreharbeiten zuzuschauen“, erzählt einer von ihnen.
Kirsten Graulich
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