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Potsdam-Mittelmark: Freunde malen, Freunde werden

Ein Kunstprojekt, das Berührungsängste abbaute

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Ein Kunstprojekt, das Berührungsängste abbaute Teltow - Bedeutet Freundschaft für behinderte Kinder etwas anderes als für nicht-behinderte? Schaut man sich die künstlerischen Arbeiten des Projektes „Miteinander – Füreinander“ an, könnte man zu diesem Schluss kommen. Die Idee des Projektes war aber, das Miteinander nicht nur zu malen. Die Kinder sollten sich mit dem Pinsel in der Hand auch näher kommen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind seit Freitag in der Ruhlsdorfer Grundschule zu sehen. Dennice Schmidt hat sich und seinen Freund gemalt: zwei, die fröhlich und erwartungsvoll in die Welt ziehen. Dennice lernt an der Kleinmachnower Albert-Schweitzer-Förderschule für geistig Behinderte. Seine leuchtenden Farben sprühen vor Temperament und auch die Zeichnungen seiner Mitschüler sind voll ungebändigter Mal-Lust. Eher zurückhaltende Farbtöne haben dagegen die Schüler der Stahnsdorfer Grundschule Heinrich Zille verwendet, um das Thema „Miteinander – Füreinander“ zu gestalten. Auf einem Bild sitzt ein Mädchen im Rollstuhl. Auf einem anderen ist ein Kind zu sehen, das sich auf Krücken stützt und dem Tränen aus den Augen fließen. In den Darstellungen der Grundschüler sind Behinderte meist traurig. Ein wenig lässt sich dahinter auch die Unsicherheit vermuten, mit Behinderten Kontakt aufzunehmen.Eher die Ausnahme: ein Bild, das einen Rollstuhlfahrer und einen Nichtbehinderten beim Tischtennisspiel zeigt. Zehn Schulen des Landkreises Potsdam-Mittelmark haben sich im vergangenen Jahr an dem Kunstprojekt beteiligt, das Udo Zöller als Behindertenbeauftragter von Potsdam-Mittelmark gemeinsam mit dem Schweizer Künstler Victor Bisquolm ins Leben gerufen hat und dessen Ergebnisse nun in einer Wanderausstellung zu sehen sind, die gerade in Ruhlsdorf gastiert. Als 2003 zum Europajahr für Menschen mit Behinderungen erklärt wurde, suchte Udo Zöller nach einer Projektidee, um den vielen guten Worten auch Taten folgen zu lassen. „Es sollte mehr sein als nur über Politik reden, deshalb wollte ich, dass Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam etwas tun“, sagt er. Denn die wirklichen Unterschiede existierten nur in den Köpfen. Das haben auch die Schüler der Belziger Gesamtschule und der Förderschule erfahren als sie mit dem Maler Victor Bisquolm malten. „Das ist ja ganz einfach mit denen“, stellten die Gesamtschüler erleichtert fest und die Förderschüler fragten bereits an: „Kommen die auch mal wieder zu uns?“. Auf den Bildern, die alle gemeinsam malten, dominieren Rot, Blau und Gelb. Aufstrebende Linien und viel Dynamik sind zu sehen und der Betrachter ahnt die kreative Atmosphäre. Für Ingrid Flacks, Kunsterzieherin an der Ruhlsdorfer Grundschule, sind die Bilder auch ein Ideenfundus. „Die Vielfalt der Techniken ist für mich interessant, vor allem weil alltägliche Materialien wie Federn, Blätter und Kork verwendet wurden“. Beeindruckt hat sie aber auch, wie offen die Schüler mit dem Thema Behinderung umgehen und wie Kunst zum Dialog beiträgt. Besonders gelungen erscheint ihr eine Collage mit vielen Fotos von Gesichtern, die aus Illustrierten ausgeschnitten wurden. Dazwischen ein Spiegel, umrahmt von einem Text: Seht Euch mal im Spiegel an – Sind wir nicht alle gleich? „Kunst kann Menschen öffnen“, so Udo Zöllers Fazit zur Ausstellung. Nach den Sommerferien will er das Projekt fortsetzen und hofft, dass noch mehr Schulen teilnehmen. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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