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Von Peter Könnicke: Frische Farbe und salzige Tränen

Mit einem Festgottesdienst wurde der Sanierungsabschluss der Teltower Andreaskirche gefeiert

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Teltow - In den Geruch von frischer Farbe mischte sich der Geschmack salziger Tränen. Freudentränen waren es, die während des gestrigen Gottesdienstes in der Teltower St. Andreas Kirche vergossen wurden. Denn nach langjähriger Sanierung und der Beseitigung der Schäden eines Schwelbrandes Ende 2009 feierten gestern die Gäste der Andacht, unter ihnen Landesbischof Markus Dröge, das neu fertiggestellte Gotteshaus. Und es waren Tränen der Rührung und Dankbarkeit, als Pastorin Ute Bindemann zur ihrer Überraschung von Bürgermeister Thomas Schmidt gebeten wurde, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Ein Vierteljahrhundert steht Bindemann im Dienst der Kirchengemeinde, führte diese durch die turbulente Zeit der Wende, in der sie selbst am Runden Tisch mitwirkte. In diesem Jahr wird sich die Pastorin in den Ruhestand verabschieden.

Star des Tages aber war indes die Kirche. Nach der 2006 begonnenen Sanierung der Außenhülle und der Restaurierung im Innern strahlte sie buchstäblich in altem Glanz. Die alte Steinmauer erinnert noch an die Ursprünge des Kirchenbaus, während sich bei der Innensanierung die Denkmalpfleger und Fachleute am gestalterischem Vorbild von August Oetken orientierten. Der Dekorations- und Historienmaler war unter anderem an der Gestaltung des Deckenmosaiks im Grunewaldturm oder der Kaiserloge der Berliner Gedächtniskirche beteiligt. In Teltow ersetzte er 1910 nach einem Brand die ursprünglich von Friedrich Schinkel gestaltete Innenansicht der Andreaskirche durch einen neuen Anstrich und zog unter das Dach des Kirchenschiffes ein hölzernes, bemaltes Gewölbe. Viele der Malereien verschwanden später hinter einem eher monotonen Hellgrau und Grün.

Durch ein Feuer im November 2009, das durch einen technischen Defekt verursacht wurde (PNN berichteten), legte sich schließlich ein schwarzer Rußschleier über den gesamten Innenraum der Kirche – samt Orgel. Als Spezialisten Ruß und obere Farbschicht entfernten, „waren wir überrascht von der Farbvielfalt“, erzählt Barbara Nieter, Vorsitzende der Teltower Kirchengemeinde. Nach ihrer Arbeit haben die Spezialisten an der Holzdecke des Kirchenschiffes das kunstvolle, bunte, feingliedrige Muster hinterlassen, wie es bereits vor 100 Jahren für die Kirche prägend war. Bänke weisen wieder die ursprünglichen Schnitzereien und Farbmuster auf, Kanzel und Jesuskreuz rückten wieder an alte Stelle.

Auch die 100-jährige Orgel – aus dem Traditionshaus Schuke – war durch Feuerqualm und Ruß in Mitleidenschaft gezogen worden, musste ausgebaut und restauriert werden. Rund 800 Teltower Orgelpfeifen wurden beim Werderaner Orgelbauer Schuke gereinigt „Sie klingt anders als vorher“, sagt Kantor Bernd Metzner und liefert zugleich die entwarnende Erklärung: „Sie wurde um das Trompetenregister und somit klanglich erweitert.“

Die durch den Brand vorgezogene Innensanierung der St. Andreas Kirche bedeutete nach Restaurierung der Außenansicht, dem Einbau der neuen Glocken vor zwei Jahren und der Gestaltung der Außenanlage einen zusätzlichen finanziellen Kraftakt. Zur Versicherungssumme von 250 000 Euro brachten Kirchengemeinde und Landeskirche nochmals einen Eigenanteil von einer Viertelmillion Euro auf, um die Arbeiten zu finanzieren. Insgesamt hat die Sanierung der Andreaskirche 1,7 Millionen Euro gekostet. „Die stehenden Ovationen und die Tränen beim Festgottesdienst waren auch Ausdruck für die gute Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde, Landeskirche, Stadt und Denkmalpflege", sagte Kirchenwart Michael Wilke.

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