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Fenster auf: Der „Kartoffelkellergeruch“ hat sich schon verzogen.

© kos

Potsdam-Mittelmark: Frische Luft für Stadtpfarrkirche

Neue Technik soll das Feuchtigkeitsproblem lösen helfen – das allein wird auf Dauer nicht reichen

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Beelitz - Seit Anfang April dreht sich eine kleine Windmessanlage an der Backsteinfassade der Beelitzer Stadtpfarrkirche. „Seitdem werde ich ständig gefragt, was das ist“, lacht Pfarrer Olaf Prelwitz. Der Windmesser ist Teil einer 20 000 Euro teuren Lüftungsanlage. Sie soll helfen, das Feuchtigkeitsproblem des über 600 Jahre alten Baus zu bekämpfen. In der St. Marien-St. Nicolai-Kirche herrschte häufig eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent. „Manchmal tropfte das Kondenswasser von den Balken“, so Prelwitz. „Die Besucher glaubten schon, es würde durchregnen.“

Verantwortlich dafür ist zum einen das Grundwasser, das seit Schließung des Vorfluters allgemein gestiegen ist. Zweitens die Tatsache, dass das Erdreich um die Kirche herum mit den Jahrhunderten gewachsen ist und Schichtwasser eindringt. Und drittens die Kirchplatzsanierung Anfang der 90er Jahre: „Aus Sicht der Kirche eine Fehlplanung“, so Prelwitz. „Dadurch gibt es ein Gefälle in Richtung der Kirche.“ Zwar glaubt er, dass eine Trockenlegung der Fundamente angebracht wäre, allerdings gehört die Platzanlage der Kommune. „Wir dürfen außen nicht buddeln“, so sein Fazit.

Falls es doch einmal möglich werden sollte, hat der Pfarrer schon etwas Geld beiseite gelegt. Der Wunsch wäre ein durch eine Treppe zugänglicher Graben in einer Breite von drei Metern rund um den Bau. Eine Idee, wie das aussehen könnte, bekommt man an der dem Rathaus gegenüberliegenden Kirch-Ecke. Hier wurde auf einem zehn Meter langen Abschnitt probehalber mit der Sanierung begonnen. Allerdings kollidiert ein durchgehender Graben mit den Wünschen der Stadt, die fürchtet, dass Fläche für das Spargelfest verloren geht. „Ich habe aber das Gefühl, dass man mit Bürgermeister Knuth besser als mit seinem Vorgänger eine Perspektive entwickeln kann“, gibt Prelwitz die Hoffnung nicht auf.

Jetzt soll erstmal die Lüftungsanlage die Feuchtigkeit aus dem Kircheninneren verbannen. Elektromeister Andreas Kramer aus dem Beelitzer Gemeindeteil Schönefeld hat für den Einbau gut drei Wochen gebraucht. „Es ist das erste Mal, dass ich eine solche Anlage gebaut habe“, erzählt er stolz. Im Kirchenraum und an der Fassade befinden sich Fühler, bei bestimmten Feuchtigkeitswerten werden automatisch die Fenster geöffnet. „Die Luftfeuchtigkeit draußen muss unter 70 Prozent und im Innern über 50 Prozent liegen“, erklärt der Elektrofachmann. Der Windmesser soll dafür sorgen, dass bei Sturm kein Schaden entsteht, dann werden die Fenster geschlossen.

In einem kleinen Raum hinter dem Altar ist das Steuergerät für die computergesteuerte Anlage angebracht. Schon nach zwei Monaten sind erste Erfolge sichtbar. „Die Nase hat es zuerst registriert, der Kartoffelkellergeruch ist weg“, stellt der Pfarrer fest. Auch die Nässe im Putz und in den Teppichen geht zurück. Zusätzlich wurden die historischen Fenster saniert und mit einer Drainagenkante versehen, so kann Kondenswasser abfließen, die Fenster sind trotzdem dicht.

Man rechnet mit bis zu drei Jahren, bis der Innenraum trocken ist. Danach will Olaf Prelwitz die nächsten Aufgaben angehen. Der Fußboden müsste abgetragen und erneuert werden, die Empore und das Gestühl instandgesetzt, die Farbgebung überdacht werden. Die Komplettsanierung würde mit 900 000 Euro zu Buche schlagen. Da die Stadtverordneten gerade den Beitritt der Kommune in den Förderverein der Kirche beschlossen haben, könnte es leichter werden, Fördergelder zu erhalten, meint er.

Andeas Koska

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