Potsdam-Mittelmark: Frischer Wind in alter Hütte
Üppiges Jubiläumsprogramm im Schloss Caputh
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Schwielowsee - Mit einem leicht spöttischen „Wir sind viel älter!“ hat Petra Reichelt, Kustorin vom Schloss Caputh, kürzlich eine Pressekonferenz zum Veranstaltungsjahr 2012 eröffnet. Tatsächlich hat das Churfürstliche Schloss, welches im April 350 Jahre alt wird, Fritzens Sommerlaube „Sanssouci“ knapp hundert Jahre voraus, von den Grundmauern aus grauester Vorzeit erst gar nicht zu reden. Dank dieses soliden Vorsprungs fühlte sich die Schlossbesatzung offenbar hinreichend legitimiert, ihre kulturelle Jahres-Offerte als Alternative zum jubelbraven Fridericus-Menü der Landeshauptstadt auszurufen.
Obwohl nun in Potsdam wirklich mehr gefeiert werden muss, hat Caputh von der Stiftung noch genügend Moneten abbekommen, um mit einem üppigen „Festveranstaltungsprogramm“ aufzuwarten, wobei der eine oder andere Programmpunkt mit den „Caputher Musiken“ kooperiert. Beim Eröffnungskonzert am 3. März zum Beispiel, wenn junge Musiker der UdK Berlin „Zur Soiree beim großen Fritz“ einladen – „groß“ kleingeschrieben. Auch bei der vorgezogenen, der sechsten Schlossnacht Anfang Juni: Geht es beim Festveranstaltungsprogramm in Potsdam eher gut-klassisch zu, so bringen in Caputh junge Leute der UdK mit „bigbarockjazz“ frischen Wind zu der alten Hütte.
Weiterhin lockt die „Kulturabteilung“ des Schlosses mit der Präsentation einer überfälligen Biographie zur Churfürstlichen Giftmischerin Dorothea, mit einem barocken Tanzspiel open-Air im August und dem ominösen „Tag der offenen Schränke“. Da ist also eine Menge drin.
Die eigentliche Hoch- und Jubiläumsfeier „350 Jahre Schloss Caputh 1662-2012“ am 8. April soll starken Bezug auf den Ort ringsum nehmen. Sie wird erstmals – und natürlich außerhalb jeder Konkurrenz – mit einem kleinen Konzert beendet. Sonderausstellungen zur Neumark (Mai) und zum Thema „Adel in Schlesien“ (August) wieder im Seitenflügel. Es lohnt sich also, das gesamte Festveranstaltungsprogramm des Schlosses einzusehen!
Auch die „Caputher Musiken“ haben sich wieder etwas Tolles ausgedacht. Nach dem erfolgreichen Experiment mit Neuer & Alter Musik 2011 will man die nächsten beiden Jahre dominant mit der UdK Berlin zusammenarbeiten, und zwar in allen musikalischen Genres. Das Spielort-System bleibt erhalten: Klassisches im Schloss, Weltliches bei Einstein, Jazz im Cavalierhaus, Sakrales in Kirche und Gemeindezentrum.
Als Höhepunkte wurden „One Night in New York“ mit GMTjazz im November, ein Auftritt mit den Knaben des Staats- und Domchores Berlin (September) und ein Kinderprogramm mit dem Ensemble Clapatak („Bodypercussion mit vollem Körpereinsatz!“) im Herbst genannt. Konzerte des Handglockenchores, der Männerchöre vor Ort und „Jugend musiziert“ (Mai und Juni) gehören ohnehin längst zum Standard. Wem das alles noch nicht reicht, kann im Septembergarten vom Einsteinhaus mit dem Mainardi-Quartett (UdK) die Frage „Lieben Sie Cello?“ durchventilieren.
Neu bei den „Caputher Musiken“ sind freier Konzerteintritt für Kinder bis Vierzehn (nach Anmeldung) und die Übertragbarkeit der Jahreskarte. Man müsse eben etwas tun, um die Jugend zu erreichen, so Andreas von Zadow. Vielleicht hilft ja, neben dem Cello, auch der Caputher Orgelsommer der örtlichen Kirchgemeinde mit. Er präsentiert 2012 das glanz- und anspruchsvollste Programm, seit es ihn gibt! Gerold Paul
Alle Veranstaltungsdaten unter caputher-musiken.de und spsg.de/kalender
Gerold Paul
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