KulTOUR: Ausstellung in Petzower Schinkelkirche: Frühe Fahle im Jahr
Den Werken von Liane Hoßfeld in der Petzower Schinkelkirche fehlt es an Bewegung und Leben.
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Werder (Havel) - Manchmal ist es ganz verwunderlich mit den Bildern im Kopf: Entweder wollen sie nicht richtig heraus, oder sie können es nicht. Das mag viele Gründe haben: Handwerkliche Schwächen, unerkannte Erranten im Geist, fehlerhaftes Bildwerk, Schusselei. Nichts davon wird man der Potsdamer Künstlerin Liane Hoßfeld vorzuhalten haben, selbst wenn es Zeugen geben sollte: ihre eigenen Bilder. Jene wenigstens, die man derzeit in Petzows Schinkelkirche in ihrer Ausstellung „frühes jahr“ zu sehen bekommt.
Der Titel scheint gewollt aufs aktuelle Datum gepresst: Entweder frühes Jahr mit Nebel, Frost und Kälte, oder das Frühjahr in seiner jungfräulich blühenden Schaffenskraft. Die knapp 30 ausgestellten Arbeiten ganz verschiedener Formate erzählen von allem, vom Inneren der 1961 geborenen Künstlerin, die 2012 hier schon einmal ausgestellt hat, vom Können, vom Handwerk, vom Irrtum und von dem, was in ihren Bildversuchen nicht so recht „herausgekommen“ ist. Alles Geistige – und Bilder sind ja nur „Geist“ – strebt ja stets zum Finalen, zur Vollendung. Doch wer hienieden wäre denn schon im Perfektum seines Weges, mit Du-auf-Du mit Kunst und Poesie, mit der Natur gar? Welcher all der ungezählten Künstlerei?
An Liane Hoßfelds Malwerk bemerkt man zwei Tendenzen: Die totale Verweigerung eines „kulinarischen Realismus“, von Gefälligkeit also, andererseits der Versuch, Themen, Sujets, Impulse geistig darzustellen und zu durchdringen, was stante pede und revers wieder auf das Thema Zeugenschaft verweist. Irgendwie scheint sie bei ihren Themen, Natur, Landschaft, Mensch jedoch noch auf dem Wege und „dazwischen“ zu sein, zwischen „Realismus“ und Abstraktion, zwischen Grafik, Farbe und Linie, zwischen Motiv und Bild. Nichts könnte das Malen als Suche besser beschreiben als die Unvollkommenheit am Werk. Sie macht Farbexerzitien mit Titeln wie „wohliges rosa“, bildet Seerosen in aller Flächig- und Billigkeit ab, studiert Figur, Erscheinung, nur vom Äußeren her, von der Silhouette, wie in „Geschwisterkinder“.
Sie glaubt, über das Zauberwort „Struktur“ zum Wesen der Dinge vorzudringen, dabei ist es doch stets der Geist, nachdem man fahndet. Wer Oberflächen („gewachsenes“) studiert, ist noch lange nicht „drinnen“, die Borke ist ja auch nicht der Baum! Da helfen auch tief gespachtelte, also dick aufgetragene Farben bei „auch herbst“ und „im winter drinnen“ nicht weiter. Manchmal sagen Titel einfach mehr als ein Bild.
Nach Platon sucht man stets das, was man nicht hat. Liane Hoßfeld will ja den Dingen auf den Grund kommen, doch was ist Substanz, was nur dekorativ oder flach? Und wo wäre das rettende Sieb, das Spießglas der Alten? Nimmt man ihre Bilder beim Wort, so hat sie Petzows Gesicht samt Grellebucht nur äußerst verschwommen vernommen, genauso die „große figur“ mit dem Knie.
Diese Sachen sind einfach nicht fertig gemalt. Schön und klar hingegen alles, was sie in Italien (das sagen ja alle) fand. Sie arbeitet mit Tusche, Acryl, benutzt Mischtechniken, spachtelt, doch sind ihre Farben stets abgemischt, fahl, kaum dass ein Leuchten dieses Oeuvre durchdränge.
Bewegung fehlt, das Leben in der Struktur, die Tiefe unter der Oberfläche. Und der Frühling? Bringt er nicht frische Farbe, helles, strahlendes Licht, die Kraft am Wachstum, die Freude im Herzen? Davon ist diese Ausstellung weit, zu früh noch im Jahr. Vielleicht liegt’s am Titel, vielleicht auch nur an den irrenden Geistern.
Ausstellung bis 13. März, Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr, im März bis 18 Uhr.
Gerold Paul
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