Potsdam-Mittelmark: Frühe Hilfe in der „Familienwerkstatt“
Viertes Eltern-Kind-Zentrum des Landkreises in Werder (Havel) eröffnet
Stand:
Werder (Havel) - Sie hatten körperliche, geistige oder soziale Defizite: Bei den Reihenuntersuchungen in Kindergärten im vergangenen Jahr sind bei jedem dritten Kind im Landkreis Potsdam-Mittelmark „relevante Förderbefunde“ festgestellt worden, sagt Bodo Rudolph, Fachdienstleiter für Kinder, Jugend und Familie. Um Eltern frühzeitig bei der Kindererziehung zu unterstützen, baut der Landkreis seit einigen Jahren auf sogenannte Eltern-Kind-Zentren, soziale Lernräume für Eltern, Kinder und Familien, die am englischen Vorbild der die „early excellent center“ orientiert sind. „Gerade Eltern kleiner Kinder sind offen für solche Angebote und möchten bei der Kindererziehung noch dazulernen“, so Rudolph.
Gestern wurde nach Brück, Teltow und Beelitz das vierte „Ekiz“ des Landkreises in Werder eröffnet. Das Landratsamt fördert die laufenden Kosten anfangs mit 80 und ab dem dritten Jahr mit 50 Prozent, den Rest deckt die Kommune. In Werder ist das Ekiz im Hortgebäude im Hohen Weg 156 untergebracht. Auch in der Blütenstadt zeigt die Statistik, wie wichtig eine solche „Familienwerkstatt“ ist: Im vergangenen Jahr mussten 22 Kinder wegen vorhandener Defizite von der Einschulung zurückgestellt werden, sagt Bürgermeister Werner Große (CDU), in den vergangenen Jahren sei die Zahl ständig gestiegen. Auch deshalb plädiert Große dafür, möglichst früh mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Er erinnerte an das alte Sprichwort: „Was das Hänschen nicht lernt, lernt der Hans nimmermehr“.
Den Betrieb des Werderaner Ekiz hat nach einer Ausschreibung der Job e.V. übernommen, der in Werder bereits den Jugendklub betreibt. Die Sozialpädagoginnen Daniela Schmidt und Britta Franke stehen hier als Ansprechpartner zur Verfügung. Sie zählten gestern den rund 40 Eröffnungsgästen ihre ersten Angebote auf: So wird es jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr eine kostenlose Kinderbetreuung für Eltern geben, die zum Beispiel Behördengänge zu erledigen haben. Immer mittwochs wird ein Babymassagekursus angeboten, donnerstags eine Krabbelgruppe und von 14 bis 16 Uhr ein Elterncafé mit offenem Spielkreis. „Die Eltern sollen gern kommen und sich wohlfühlen“, so Franke. Ab Mai soll alle 14 Tage eine „Schreibaby-Sprechstunde“ abgehalten werden, im Herbst dann Elterntrainings beginnen. Eine spezielle Zielgruppe gebe es nicht, betont Schmidt. „Eltern in Krisensituationen sind ebenso angesprochen wie Eltern, die einfach Rat suchen oder Spaß am Austausch haben.“ Eltern sollen hier von ihren Problemen erzählen können, ohne gleich Angst vor dem Jugendamt haben zu müssen.
Weitere Eltern-Kind-Zentren sollen nun im Landkreis Potsdam-Mittelmark folgen: Laut Fachdienstleiter Rudolph sind auch die Kommunen Kloster Lehnin, Groß Kreutz und Wusterwitz an solchen Anlaufstellen interessiert. „Diese niederschwelligen Angebote machen auch nur Sinn, wenn sie vor Ort bestehen.“ Henry Klix
Kontakt zum Eltern-Kind-Zentrum in Werder unter der Telefonnummer (0176) 1004 9827
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: