Potsdam-Mittelmark: Führerschein für 20 Mark
50 Jahre Motorsportverband: Nostalgie und Oldtimer
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Werder - Der Allgemeine Deutsche Motorsportverband (ADMV) feierte am Sonnabend sein 50-jähriges Bestehen. Im Zweirad- und Technikmuseum in den Werderaner Havelauen lud der Verband zu einem Tag der offenen Tür. Während der Nachwuchs mit Kart-Wagen, Motocross-Rädern und tiefer gelegten Lada die gesperrte Mielestraße entlang jagten, warfen Veteranen in ihren Lederkluften einen Blick auf Oldtimer und blank polierte Motorräder.
Man kennt sich in der Szene. „Wo ist Schütti?“, fragt Klaus Dieter Nowak vom Werderaner Motorradclub Blütenstadt einen Kollegen. Nowak ist mit seiner W 650 gekommen, Baujahr “64. „Die Maschinen, die hier stehen sind alle in Top-Zustand. Sprit rein, Öl rauf und los geht''s", sagt der 64-Jährige. Die Buttons auf der Lederkutte des Motorsportveteranen, unter anderem ein Union Jack und ein Abzeichen des DDR-Fahrzeugherstellerverbands IFA versprühen Nostalgie und Rebellion. Bereits als kleines Kind begeisterte sich Nowack für Motorräder. Sein Vater nahm ihn im Seitenwagen mit. Mit 16 machte er dann den Führerschein, „bei der GST für 20 Mark“. Für seine erste Maschine, eine Simson Awo, reichte das Lehrgeld nicht, so dass die Eltern zusponsern mussten. „Als ich geheiratet habe, musste ich die Maschine gegen einen Kühlschrank eintauschen“, sagt er. Beim Motorsport blieb er trotzdem. Nowak lernte Schlosser und spezialisierte sich auf alte Motorräder.
Es sind nicht viele junge Menschen gekommen. Der Motorsport kämpft mit Nachwuchssorgen. „Wenn die jungen Leute heute Arbeit haben, fehlt ihnen die Zeit. Wenn sie keine haben, das Geld“, erklärt Nowak. Es sind Rennsport-Begeisterte in Nowaks Alter, die das Bild bestimmen. So auch Otto Klauke, ein ADMV-Veteran. Er steht neben seiner rot-weiß lackierten Schüttoff, “29er Baujahr, 500 Kubik. Etwa zehn bis zwölf Motorräder dieser Art gäbe es noch in Europa. „Die sind aber nicht mehr auf der Straße, wie ich“, sagt Klauke stolz und hebt einen kleinen Jungen auf sein Krad. Bis zu 110 km/h schafft das Motorrad mit Seitenwagen. Ersatzteile gibt es für das Modell nicht mehr. „Bei guter Pflege passiert auch nichts, und wenn doch, muss man sich zu helfen wissen“, sagt er. Gern zeigt der 68-Jährige alte Fotos. Sie zeigen ihn als risikofreudigen Motocross-Fahrer. „Das war 1959 in Fürstenwalde“, erinnert er sich. Vier Jahre war Klauke im Rennsport aktiv. Dann kam die Armee, schließlich der Beruf. „Da blieb keine Zeit mehr“, sagt Klauke. Seit zehn Jahren ist er wieder dabei und zeigt seine Schüttoff auf Bikertreffen und Motorsportevents. Eineinhalb Jahre brauchte er, um sein Krad in Schuss zu bringen. „Das ist alles Handarbeit und in dem Zustand dauerte das seine Zeit“, versichert Klauke und zeigt Bilder eines völlig durchgerosteten Seitenwagens.
Der ADMV ist längst nicht mehr nur Veranstalter nostalgischer Biker-Messen, sondern auch Dienstleister, der seinen Mitgliedern alle Leistungen eines Automobilclubs bietet: Servicedienst rund um die Uhr, Rechtsschutz und Schadensgutachten. Sebastian Gülde
Sebastian Gülde
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