Von Henry Klix: Für Tiere ohne Zuhause
Neue Tierauffangstation in Neu Plötzin soll in Potsdam entstandene Not lindern helfen
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Werder (Havel) - Charlie ging es gar nicht gut. Sein Frauchen wollte ihn schon lange nicht mehr haben, hatte ihn in einen engen Verschlag gesperrt und sich nicht mehr um ihn gekümmert. Dreckig und verängstigt wurde er von Nachbarn in der neuen Tierauffangstation in Neu Plötzin abgegeben. Inzwischen ist er gereinigt, geimpft und lernte menschliche Zuwendung kennen. Dem quirligen zweijährigen Mischling geht es sichtlich besser. Charlie ist der erste Gast der Auffangstation, die die Tiertafel Deutschland in Neu Plötzin gegründet hat. Früher gab es hier ein Heim der Aktion „Dogge in Not“, es musste aufgegeben werden. Jetzt hat die Tiertafel – deutschlandweit hat der Rathenower Verein etwa 1000 Mitglieder – das Gebäude gepachtet, die Hundezwinger und das Freigehege erneuert und Katzen- und Quarantäneräume neu eingerichtet. Sechs Hunde und eine ganze Menge Katzen können jetzt aufgenommen werden.
Initiatorin Gabriele Daubas beschreibt die Neu-Plötziner Station als Nothilfe für Potsdam: „Wir wollen die größte Not lindern, bis die Stadt in zwei Jahren wieder selbst ein Tierheim hat.“ Denn der Vertrag, den die Landeshauptstadt mit dem Kremmener Tierheim geschlossen hat, gelte nur für Fund- und Verwahrtiere, die durch das Veterinäramt beschlagnahmt wurden. „Für Abgabetiere von Verstorbenen oder von Leuten, die ihre Tiere aufgeben, gibt es keine Adresse mehr“, so Daubas. Sie sollen nun in Neu Plötzin ein neues Zuhause bekommen, bis neue Herrchen oder Frauchen für sie gefunden sind.
Daubas kennt die Probleme der Tierhaltung in Potsdam recht gut: In der Potsdamer Schlossstraße betreibt sie eine der 22 Ausgabestellen der Tiertafel Deutschland: Gespendetes Tierfutter wird dort an Hartz IV-Empfänger und andere Bedürftige Tierhalter ausgereicht. „Wir haben dort häufig Notfälle ohne Bleibe, die versorgt werden müssen“, so Daubas. Deshalb sei ihr Verein selbst aktiv geworden. „Wir nehmen aber, soweit der Platz reicht, auch Tiere aus dem Potsdamer Umland auf“, versichert Daubas. Willkommen seien auch Tierfreunde, die die Neu Plötziner Tiere übernehmen möchten. Auch Mietpaten und Spender werden gesucht.
Nur einer der Hunde wird hier Dauergast bleiben: Der siebenjährige Bruno, ein Golden Retriever-Rüde, hat schwere Zeiten hinter sich. Er ist menschenscheu geworden. Einen einzigen Menschen gibt es, mit dem er sich noch abgibt: Es hat sich Martina Kretschmann als Vertrauensperson ausgesucht, die die Tierauffangstation künftig mit Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer leiten und in das Neu Plötziner Haus einziehen wird.
Die Tierauffangstation wird am Sonntag um 13 Uhr offiziell eröffnet. Sie befindet sich in Neu Plötzin, Neue Dorfstraße 23a, gleich an der B1. Kontakt unter Telefon (0170) 2065 209.
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