Potsdam-Mittelmark: Furcht vor Vollsperrung
Bauarbeiten an der L 77 in Langerwisch sorgen schon jetzt für Kundeneinbußen / Landesbetrieb wirbt um Verständnis
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Michendorf - Wenige Wochen nach dem ersten Spatenstich sorgt der Ausbau der L 77 in Langerwisch bereits für Unmut: Die Gewerbetreibenden im Ort vermelden erste Kundeneinbußen und befürchten, über zu lange Zeiträume vom Verkehr abgeschnitten zu werden. Die Konsequenz wären Entlassungen, sagen sie. Eine Anliegerversammlung hatte es in dieser Woche zwar gegeben, doch sei dies viel zu spät passiert, hieß es auf der Veranstaltung.
Schlimme Befürchtungen hegt Gerhard Bräutigam, Geschäftsführer des Rosengutes Langerwisch: „Mit acht Leuten haben wir damals angefangen, uns das hier selbst aufgebaut – und plötzlich ist alles bedroht“, sagte er gestern gegenüber den PNN. Das größte Problem sei die für das kommende Jahr geplante Vollsperrung der Straße. Bräutigam erwartet, dass die Kunden dann einen Bogen um seinen Standort an der L 77 machen werden. Die Umleitung über Wilhelmshorst findet er zu umständlich: Erst müsse man an den Schranken warten und dann werde man auf dem Kopfsteinpflaster des Wilhelmshorster Goetheplatzes durchgeschüttelt. „Einem Pflanzentransporter fallen doch da die Töpfe von der Ladefläche“, so Bräutigam.
Schon jetzt betroffen ist die Fleischerei Woite in der Wildenbrucher Straße: Vor dem Geschäft ist vor vier Wochen die Fahrbahn aufgebuddelt worden, zurzeit werden dort unterirdische Leitungen verlegt. „Immerhin wurde in der Nähe eine Wendeschleife für Autos angelegt, man ist also schon bemüht, uns nicht im Stich zu lassen“, so Junior-Chef Stefan Woite. Zu Fuß könnten die Kunden den Familienbetrieb noch bequem erreichen, dennoch seien es mittlerweile 40 bis 50 Prozent weniger. Wenn die Vollsperrung kommt, wird der Fußweg zum Laden noch weiter. „Für ein, zwei Monate können wir das durchhalten, aber alles andere wird schwierig.“
Der Landesbetrieb Straßenwesen wirbt um Verständnis. „Wir bitten die Langerwischer, die Zähne zusammenzubeißen“, so Manfred Rathert, Leiter der Potsdamer Niederlassung. Er unterstrich, dass die Straße des Friedens nicht über die gesamte Bauzeit bis Anfang 2010 voll gesperrt wird, sondern nur über wenige Monate. „Aus Gründen des Arbeitsschutzes geht es nicht anders“, sagte Rathert. Mit der Vollsperrung werde auch erst dann begonnen, wenn die gröbsten Arbeiten am Autobahndreieck Nuthetal abgeschlossen sind. Im Moment ergießt sich der Verkehr von dort aus mehrmals die Woche auf die L 77, wenn es an den schmalen Behelfsausfahrten zu Unfällen und Staus kommt.
Rathert erinnerte daran, dass die Anwohner für den Ausbau gekämpft haben, zuletzt hatten die Erschütterungen durch den Verkehr auf der Holperstrecke schon zu Rissen in Häuserwänden geführt. Die Informationsarbeit soll verbessert werden: Anfang kommenden Jahres sollen die Gewerbetreibenden nochmal an einen Tisch geholt werden. Über die aktuellen Umleitungen wolle der Betrieb regelmäßig informieren. Thomas Lähns
Thomas LähnsD
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