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Von Andreas Koska: Furcht vor Windrädern im Kiefernwald

Einwohner wehren sich gegen Lärm. Zwei Gutachten für Fichtenwalde in Auftrag gegeben

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Beelitz - Der Bürgersaal im Fichtenwalder „Hans-Grade-Haus“ war überfüllt, an der Eingangstür stand eine Menschentraube, die nicht mehr in den Saal passte, viele Gäste mussten von der Terrasse aus zuhören. „Fichtenwalde und Heilstätten wehren sich! Windkraft-Autobahn-Fluglärm“ – unter diesem Motto hatte die neue „Bürgerinitiative gegen Lärm“ (BI) für Montagabend zu einem Diskussionsabend mit dem Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth eingeladen. Offensichtlich hat die BI den Nerv der Einwohner getroffen. „Wir hatten Angst, dass wir allein hier sitzen könnten, jetzt bin ich von dem Interesse überwältigt“, sagte Mitinitiatorin Meike Johannink.

Mag sein, dass die aktuelle BBI-Flugroutendiskussion viele sensibilisiert hat, allerdings spielte der Fluglärm am Montagabend eine eher untergeordnete Rolle. Die geplanten Windkraftanlagen und der daraus resultierende Lärm waren das Hauptthema. „Der Waldeinschlag für die Windkraftanlagen und der gleichzeitige Ausbau der Autobahn werden den Autobahnlärm verstärken“, war sich Reinhard Scheiper von der BI sicher. Er zeigte sich überrascht, dass jetzt Planungen für einen Windpark nördlich der Bahnlinie, südlich und westlich von Fichtenwalde aufgetaucht sind. Etwa 20 Windräder könnten im dortigen Kiefernwald entstehen. Bürgermeister Knuth erklärte, dass zwei Gebiete im Moment als für Windkraftanlagen geeignet angesehen werden. Zum einen südlich von Beelitz bei Elsholz, zum anderen westlich der Stadt. „Wir haben eine Unmenge Investorenanfragen, ich habe inzwischen 30 Gespräche geführt“, erläuterte Knuth. Er wies darauf hin, dass nur ein Teilflächennutzungsplan „Wind“ eine Einflussmöglichkeit der Stadt auf die Standorte ermöglicht. Ein Regionalplan, der geeignete Flächen auswies, wurde im letzten Jahr vom Verwaltungsgericht kassiert. „Jetzt kann fast überall gebaut werden, es handelt sich um so genannte privilegierte Vorhaben, die auch im Außenbereich und sogar im Wald Windkrafträder erlauben“, erläuterte er weiter.

Die Fichtenwalderin Simone Müller war gut auf die Veranstaltung vorbereitet. Auf mehreren Seiten hatte sie Fakten zum Thema und ihren Protest zusammengetragen. „Man sollte abwägen, wo mehr Menschen betroffen sind“, erklärte sie. Auch Reinhard Scheiper betonte, dass man nicht gegen Windkraft sei, aber der Abstand zu den Wohnsiedlungen entscheidend sei. „Ich habe nur eines im Sinn, ich will unseren schönen Wohnort erhalten, aber wenn sich etwas nicht vermeiden lässt, dann will ich es sinnvoll nutzen und mitbestimmen“, betonte Knuth und lud zwei Mitglieder der BI in die Arbeitsgruppe „Energiekonzept“ der Stadt Beelitz ein. „Wenn es sein muss, lassen sie uns gemeinsam protestieren“, so das Stadtoberhaupt. Er kündigte an, dass die Stadt zwei Lärmgutachten für Fichtenwalde in Auftrag gegeben hat. An zwei Tagen wird es demnach eine Lärmmessung im Ort geben, außerdem wird ein Büro die Lärmentwicklung berechnen. „Dabei wird der Autobahnlärm untersucht, aber auch der mögliche Fluglärm einbezogen“, versprach Knuth. „Sagen sie mir, was sie messen wollen und ich messe es ihnen“, war der Einwohner Hubert Herzog noch nicht überzeugt. „Wir wollen ruhig im Wald wohnen, deshalb sind wir hier“, setzte er hinzu. Ortsvorsteher Köhn war mit dem Ergebnis der Veranstaltung zufrieden. „Ich freue mich über das offene Ohr des Bürgermeisters und das Angebot mitzuwirken, wir werden auch unsere Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Borkheide und Borkwalde intensivieren", resümierte Köhn. In einer Unterschriftenliste haben 126 Bürger Interesse an einer Zusammenarbeit mit der BI bekundet.

Andreas Koska

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