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Potsdam-Mittelmark: Gab es Schläge?

Eine Zeugin sagte vor Gericht aus, sie könne sich sich nicht an die Vorfälle in einer Wilhelmshorster Mädchen-WG erinnern.

Von Enrico Bellin

Stand:

Michendorf - Hat Brigitte F.* in einer amtlichen Mädchen-WG in Wilhelmshorst wirklich Jugendliche misshandelt, sie an Haaren und Nase gezogen und geschubst? Die Fortsetzung des Prozesses gegen die 55-Jährige am Potsdamer Amtsgericht brachte kaum zusätzliche Erkenntnisse, ob es sich um einen schweren Missbrauch der Mädchen oder eine Verleumdungskampagne handelt.

Zwei Mädchen, die einmal Teil der Wohngemeinschaft waren, waren zum Termin als Zeugen geladen, nur eine erschien. Die 17-jährige Tatjana Z.* lebte 2013 für etwa sechs Monate in der Wohngemeinschaft, Brigitte F. war eine ihrer Betreuerinnen. „Anfangs habe ich mich in der Wohngemeinschaft wie zu Hause gefühlt“, beschreibt das Mädchen. Sie sei gut verpflegt worden und habe mit Brigitte F. auch über Probleme reden können. Doch als sie nach Übernachtungen bei einer Bekannten wieder in die Gemeinschaft kam, um ihre Sachen abzuholen, sei ein Streit zwischen ihr, einem jüngeren Mädchen und Brigitte F. eskaliert. Die Pädagogin habe Dinge nach ihr geworfen und versucht, ihr gegen ihren Willen Tabletten zu geben. Auf Nachfrage konnte sie sich nicht erinnern, ob Brigitte F. sie an diesem Abend oder überhaupt schon einmal geschlagen hat. Bei ihrer Vernehmung durch die Polizei hatte Tatjana Z. noch ausgesagt, dass F. ihr gegenüber die Hand erhoben habe. Ein Vorwurf der Anklage, wonach sich Tatjana Z. vor der Betreuerin ausziehen musste, wurde hingegen entkräftet. Sie habe lediglich die Schuhe ausziehen müssen, sagte die Zeugin.

Fortzsetzung in zwei Wochen

Wie berichtet haben am vorherigen Verhandlungstag Mitte Juli bereits fünf Mädchen ausgesagt, sie seien entweder von Brigitte F. misshandelt worden oder hätten im „Haus für junge Mädchen und Frauen“ Misshandlungen an anderen Mitbewohnerinnen gesehen. Unter anderem sei Janina K.* von der Angeklagten an den Haaren durchs Zimmer gezogen und gegen den Schrank geschubst worden. Verteidiger Steffen Voigt hatte ein mögliches Motiv für die Anschuldigungen der Mädchen genannt: Die Mutter einer der Zeuginnen hatte einst gemeinsam mit Brigitte F. einen Pflegedienst gegründet, sei aber aus der gemeinsamen Firma herausgedrängt worden.

Der Prozess wird am 22. August fortgesetzt. Dazu wird auch das Mädchen geladen, das gestern erneut nicht im Zeugenstand erschienen war. Sie soll polizeilich vorgeführt werden. Kommt sie dem nicht nach, muss sie für vier Tage in Beugehaft oder 200 Euro zahlen. Ein Urteil wird für Ende September erwartet.

* Namen geändert

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