Potsdam-Mittelmark: Ganz gewöhnlicher Regen
Das Derwitzer R.O.O.F.-Festival versuchte, gegen das Novemberwetter anzurocken
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Werder (Havel) - Man kann ein Open-Air-Festival lange vorbereiten und mitten in den Sommer legen, aber wenn das Wetter derartige Kapriolen schlägt, nützt alles nichts. So kam man sich beim Derwitzer „R.O.O.F.“-Festival („Rock On Ordinary Fields“) am Samstag vor wie im November, im strömenden Regen bei gefühlten Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Bereits vor Beginn der ersten Band stand die Bühne unter Wasser, verzweifelt wurde versucht, das Equipment zu retten und einen trockenen Ort zu finden. Würden sich bei diesem Wetter überhaupt Gäste auf die „ganz gewöhnlichen Felder“ an der B 1 verirren?
Immerhin, einige Hartgesottene hatten bereits Freitag ihre Zelte aufgeschlagen, an denen nun der Wind zerrte. Sie und wenige weitere Gäste sammelten sich am Nachmittag zunächst unterm Dach am Bierzelt: Belohnt wurden sie durch ein spontanes Unplugged-Konzert eines bekannten Trios, das nicht nur für Stimmung, sondern für frenetischen Jubel sorgte. „Circus Rhapsody“ spielte sich warm und konnte kurz darauf als erste Band auf der Bühne zeigen, was sie draufhat. „Horror-Punk“ aus Berlin sollte geboten werden, doch der Horror kam diesmal aus den Wolken. Und „Circus Rhapsody“ spielten so enthusiastisch gegen Sturm und Regen an, dass unter Regenschirmen getanzt und gerockt wurde. Mitreißend.
Das war der Tenor des Festivals: Wir lassen uns die Stimmung nicht vermiesen, heute wird gerockt. Doch es sah nicht danach aus, als würde der Himmel aufreißen, dunkle Wolken jagten über Derwitz, der Regen prasselte ununterbrochen herunter. So ließ man sich nieder, wo es einigermaßen warm war, unter dem Heizpilz im Bierzelt gegenüber einer improvisierten überdachten Bühne. Die Stimmung war schnell familiär: Man rückte zusammen, lernte sich kennen, versuchte sich mit Bratwurst oder Kaffee aufzuwärmen und rockte zur Musik der „Dönerpunks“ aus Werder und „Scram“ aus Berlin. Dennoch: Die Ersten verließen bald durchnässt das Gelände.
Gegen 19 Uhr dann die Nachricht, dass das Berliner „Energy in the Park“-Festival auch abgebrochen wurde. „Immerhin haben wir länger durchgehalten“, sagt Ramona Heuer trotzig, und die Enttäuschung ist ihr anzumerken: „Wir geben auf.“ Und so wird alles hektisch abgebaut und verstaut, bevor noch ernsthaft etwas kaputtgehen kann. Im Backstage-Zelt sammeln sich dann die letzten Verbliebenen zum Scherben aufkehren.
Was nützt die beste Planung, wenn der Wettergott nicht mitspielen will? „Nächstes Jahr wird alles besser“, sagt Mitveranstalter Nico Heuer resignierend und nippt an seinem Bier. Viele angereiste Bandmitglieder sitzen durchnässt im Zelt, ohne dass ihr Auftritt stattfand. Die Bands „Five“ und „Lehmann & Co.“ stellten sogar ihre Tontechnik zur Verfügung, ohne selbst die Bühne betreten zu haben. Zum Schluss bleibt nur noch Galgenhumor: „Ein unglaublich feuchtfröhliches Festival!“ Hoffentlich ohne Lungenentzündung. Oliver Dietrich
Oliver Dietrich
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