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Verrohte Sitten: Einem Einwohner wurde Müll vors Haus gekippt.

© privat

Streit eskaliert: Garten von Windrad-Gegner zugemüllt

Der Streit um den geplanten Windpark im Beelitzer Ortsteil Fichtenwalde eskaliert. Eine prominente Mitgliedsfamilie der Bürgerinitiative „Natürlich gegen Lärm“, die sich gegen den Windpark wehrt, zieht sich vollständig aus der Initiative zurück.

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Beelitz -  Grund: Der Garten der Familie wurde in der vergangenen Woche mit Unrat zugemüllt. Fichtenwaldes Ortsvorsteher Tilo Köhn (Unabhängiges Kommunalbündnis) verurteilte die Müll-Aktion als „einmalige Verrohung in der politischen Auseinandersetzung“. „Derartige Aktionen sind auf keinen Fall hinnehmbar“, sagte Köhn gestern gegenüber den PNN.

Die Stimmung im Ort zwischen den etwa 20 aktiven Mitgliedern der Bürgerinitiative und den Befürwortern der Windkraft-Anlagen bezeichnete er als „angespannt“, wenngleich von den Unterstützern wenig zu hören sei. Er rief alle Einwohner zur Solidarität auf: „Die Diskussion um die Windkraft-Anlagen soll sachlich bleiben.“ Zugleich würdigte Köhn den Einsatz der nun aus der Bürgerinitiative ausgeschiedenen Familie. Sie habe auf die Probleme mit Lärm und Schattenwurf durch die Windräder aufmerksam gemacht.

Köhn vermutete „einen direkten Zusammenhang zwischen dem Vandalismus und dem Engagement der Familie für den Ort“. Für die betroffene Familie, die anonym bleiben will, besteht kein Zweifel an einer Antwort auf ihren bisherigen Einsatz. Die kaputten Gartenstühle, Müllsäcke und das Schild mit der Aufschrift „Haus zu verkaufen“ hätten sie „schon sehr erschüttert“, so der Familienvater. Mitarbeiter der Stadtverwaltung hätten beim Wegräumen des Mülls geholfen. Nach Rücksprache mit einem Anwalt habe er auf eine Anzeige verzichtet.

Der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) ist zurückhaltender bei der Bewertung des Vorfalls. Für ihn ist der Zusammenhang mit den Aktionen gegen die Windräder nicht belegt. Das Opfer habe er stets als kompromissbereit und ohne scharfe Töne erlebt. „Ich finde es sehr traurig, wenn es aufgrund der Tätigkeit solche Reaktionen gibt“, sagte er. Zu rechtfertigen sei die Tat keinesfalls. Knuth hält auch eine „Dumme-Jungen-Aktion“ für denkbar.

Ein Beschluss über den Teilflächennutzungsplan für den geplanten Windpark ist unterdessen vom Rathaus verschoben worden und soll überarbeitet werden. Besonders der Protest aus Beelitz-Heilstätten hatte der Verwaltung zu denken gegeben. Denn neben der Bürgerinitiative protestiert vor allem der Betreiber der neurologischen Reha-Klinik, die Recura Kliniken GmbH, gegen den bisherigen Planungsstand. Die Gesellschaft argumentierte, ein Teil der Patienten könnte sich andernorts therapieren lassen, wenn die Windräder und Flüge zu nahe an den Einrichtungen gebaut würden.

Die Nähe der Masten zu den Beelitzer Kliniken hätten schließlich dazu geführt, dass eine Vorlage des Teilflächennutzungsplans am Montag in der Stadtverordnetenversammlung zurückgezogen wurde, bestätigte Knuth. „Wir werden die Argumente mit den Kliniken und Fachleuten in den kommenden Wochen noch einmal prüfen“, sagte er. Im Dezember könnten die überarbeiteten Vorschläge erneut in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden. Der Fichtenwalder Ortsbeirat hatte der Stadtverordnetenversammlung bereits einen Kompromiss vorgeschlagen: Der Mindestabstand der Masten sollte von 1400 auf 3000 Meter vergrößert werden.

Thomas Wendel

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