Potsdam-Mittelmark: Gartenmüll wird in Nuthetal zur Plage für die Haushaltskasse
Oft landet Rasen- und Pflanzenverschnitt illegal im Straßengraben – letztendlich zahlt die Gemeinschaft für die Entsorgung
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Nuthetal - Gemeindevertreter Rainer vom Lehn platzte kürzlich im Ortsentwicklungsausschuss der Kragen. Die gerade von Mitgliedern des Ordnungsausschusses erfolgte Begehung aller Ortsteile brachte auch ihm die Erkenntnis, dass der Ort bald im Gartenmüll versinkt. Ganz offensichtlich ende der Ordnungssinn einiger Nuthetaler an der eigenen Gartentür. Im Garten „hui“, im Gemeinland „pfui“, schimpfte vom Lehn. „Es muss thematisiert werden, was das der Gemeinde kostet, wenn sie die Entsorgung übernimmt“, so vom Lehn.
Denn vermutlich werde Nuthetal die Mittel zur Reinigung aus dem Haushaltsposten für Grünanlagenpflege nehmen – „dann braucht sich aber keiner mehr zu wundern, dass die Grünanlagen der Gemeinde nicht mehr gemäht und gepflegt werden“, so vom Lehn entschieden. Ungehalten stelle er immer wieder fest, dass viele „private Gärten praktisch steril“ seien. Aber auf Flächen der Allgemeinheit oder fremdem Grund und Boden wird der Müll abgekippt. „Bei einseitig bebauten Straßen finden wir immer wieder den abgemähten Rasen auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder“, monierte vom Lehn. Dabei sei es so einfach, die Angebote des hiesigen Entsorgers, der Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark GmbH (APM), zu nutzen.
„Das ist einfach Schnorrerei und Bequemlichkeit. Am Ende bezahlen es die Gemeinde und damit alle Steuerzahler“, berichtete auch Wilfried Sitz vom Kundendienst der APM aus Erfahrung. Ausführlich kann sich jeder Bürger über die jährlich an die Haushalte versandten Abfallkalender oder über die Homepage des Entsorgers zum Thema informieren. Für 2,50 Euro können Grünabfallsäcke in der Gemeindeverwaltung erworben werden. Alle Grünabfälle des Landkreises liefert die APM an die Biowork GmbH in Phöben. Für Astwerk gäbe es Banderolen und überhaupt kann seit drei Jahren jeder Haushalt Biotonnen mit 120 oder 240 Litern Volumen anfordern. „Ohne Grundgebühr muss für diesen Service nur ein Obolus je Leerung gezahlt werden, das sind 3,80 Euro beziehungsweise 7,60 Euro je nach Tonne“, so das überschaubare Lösungsangebot der APM.
Auf PNN-Nachfrage war vom Entsorger zu erfahren, dass mittels der „Grünen Säcke“ im gesamten Landkreis Potsdam-Mittelmark 2007 ohne Biotonnen immerhin 2 383 Tonnen Grünzeug eingesammelt wurden. Nuthetals Anteil ist nicht gesondert ermittelbar. Bis heute stehen im Entsorgungsbereich Nuthetal nur 58 Biotonnen, dass sind gerade 2,7 Prozent aller im Landkreis verteilten Tonnen. „Unserer Meinung nach stecken hier noch Möglichkeiten drin“, meint APM-Kundensprecher Sitz. Wer im Gegenzug Fertigkompost benötigt, müsse auch nicht warten, bis der Rasenverschnitt am Straßenrand verrottet ist, klärt Sitz auf. Überall wo man Gartenmüll abliefern kann, gibt es auch Fertigkompost. Im Abfallkalender seien alle Annahmestellen aufgelistet, rät Sitz und warnt vor Strafen. Denn die drohen allen Kompostsündern, die sich beim illegalen Entsorgen, erwischen lassen.
Nuthetals Ordnungsamtsleiter Rolf Oppenkowski hat pausenlos mit diesem Dilemma zu tun. Frisch mit der Schubkarre voller Grünabfälle ertappt, habe er vor wenigen Tagen eine Bürgerin, die nun einen Bußgeldbescheid zu erwarten hat. „Wir arbeiten daran, dieser Unordnung einen Riegel vorzuschieben“, erklärt er wohl wissend, dass eine funktionale Lösung schwierig wird. Schließlich kann das Ordnungsamt nicht immer und überall sein.
Wie nun mit den Erkenntnissen der Ortsbegehungen umgegangen werden soll, muss noch entschieden werden. Lassen sich die Grundstückseigner finden, auf deren Fläche oder von denen der Müll abgeladen wurde, werden sie aufgefordert zu räumen. Bei Sperrmüll greift das Ordnungsamt sofort selbst ein. Doch auch das kostet die Kommune Steuergeld, obwohl die Bürger ihren Sperrmüll kostenlos abholen lassen oder sogar selbst zu den Wertstoffhöfen bringen könnten. Um weiteren Ärger vorzubeugen, könne die Gemeinde auch Zäune aufstellen, um das Müllabladen zu erschweren. Auch das kostet.
Deshalb gibt Bergholz-Rehbrückes Ortsbürgermeisterin Annerose Hamisch-Fischer den Bürgern lieber einen Gedanken mit auf den Weg: „Die Erwachsenen regen sich über das Verhalten der Jugend auf, über Schmierereien und Vandalismus an fremdem Eigentum, dabei sind sie selbst nicht besser.“ Ute Kaupke
Ute Kaupke
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