Potsdam-Mittelmark: Gärtner pflegt Grab vom Förster
Pflegenotstand für die Ruhestätte von Förster Funke? Ein Vorwurf, den niemand richtig belegen kann
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Kleinmachnow - Das Grabmal von Förster Funke in Kleinmachnower sei in einem ungepflegten Zustand, kritisierte jüngst die CDU-Fraktion in der Gemeindevertretersitzung. Die Christdemokraten forderten daher, Mittel im Nachtragshaushalt für eine Erneuerung bereit zu stellen. „Denn das Grab von Förster Funke ist ein Ehrengrab, zu dessen Instandhaltung und gärtnerischer Pflege die Gemeinde Kleinmachnow gemäß ihrer Richtlinien für Ehrengräber verpflichtet ist“, heißt es in der Begründung des CDU-Antrages.
Doch so richtig klar war den meisten Gemeindevertretern nicht, was konkret an dem Grab auf dem Dorfkirchenfriedhof erneuert werden sollte. Zwar wurde in dem Papier vorgeschlagen, eine vandalismussichere Namenstafel fertigen zu lassen. Aber niemand in dem Gremium konnte genau benennen, wie beschädigt die Schrift auf dem Grabstein tatsächlich sei. Während einige vermuteten, dass ein Teil der Buchstaben fehle, meinten andere, die Schrift sei verrostet und daher nicht mehr richtig lesbar. Mehrheitlich wurde trotzdem beschlossen, die Namenstafel zu erneuern, den Grabstein standsicher aufzustellen und Pflegemaßnahmen durchzuführen.
Dass sich der Grabstein seit einiger Zeit abgesenkt habe, bestätigte den PNN auch Georg Heinze, der das Grab seit einem Jahr ehrenamtlich pflegt. Er hatte deshalb im Juni den Heimatverein schriftlich informiert, dass die Standfestigkeit des Grabsteines gefährdet sei und dringend wieder hergestellt werden müsse. Gleichzeitig verwies er darauf, dass die Schrifttafel überarbeitet werden muss, da infolge der Witterung einige Schriftzeichen korridiert waren. Inzwischen sei aber die Tafel geputzt worden und wieder lesbar, sagte Heinze den PNN.
Überrascht habe ihn allerdings die Behauptung, dass an Funkes Grab Pflegenotstand herrschen solle. Solche Kritik will der Gartenbaumeister nicht auf sich sitzen lassen und legt zum Beweis Skizzen und schriftliche Empfehlungen zur gärtnerischen Gestaltung vor, die er im Herbst vergangenen Jahres für die Grabstätte gefertigt und die der Heimatverein dem Gemeindekirchenrat der Evangelischen Auferstehungs-Kirchengemeinde vorgelegt hatte. Der stimmte im Frühjahr diesen Jahres dem Antrag des Heimatvereines zu, das Grab auf eigene Kosten zu pflegen.
Rund 100 winterharte Stauden in zehn verschiedenen Sorten pflanzte Heinze auf der gesamten Grabanlage, zu der auch die Gräber von Walter Funke und Albertine Hoffmann zählen. Verschiedene Blattformen und unterschiedliche Höhen der Pflanzen kennzeichnen die abwechslungsreiche Gestaltung, die die drei Grabstellen einrahmt. Darunter Christrosen, Farne und wintergrüne Bergenien, die im Frühling rosa Blüten zeigen. Kleine rotblühende Walderdbeeren weisen symbolisch auf Funkes Beruf als Förster hin und sind übers ganze Jahr muntere Farbtupfer in der Anlage. Wichtig war dem Gärtnermeister, dass ab Februar immer etwas blüht. Die üblichen Standardbepflanzungen wären zu langweilig gewesen, sagt Heinze, und man hätte so auch keinen Bezug zu Förster Funke erkennen können. Stattdessen wirkt Heinzes Pflanzidee wie eine kleine Landschaft. Damit die Pflanzen Licht und Niederschläge erhalten, hat er die umstehenden Eiben etwas aufgeastet. Zudem schleppte er im trockenen April rund 300 Liter Gießwasser in Kannen zu der Grabstelle, um die Stauden ausreichend zu versorgen. Er würde die Stauden auch bergen, um Baufreiheit zu schaffen, wenn der Grabstein standfest gemacht werden soll. „Da braucht man mich nur anzusprechen“, so Heinze.
Karl Friedrich Heinrich Funke, geboren 1867, war im Jahr 1920 bei der ersten demokratischen Gemeinderatswahl zum Gemeindevorsteher gewählt worden. In diesem Amt wirkte er sehr erfolgreich bis zu seinem krankheitsbedingten Rücktritt im Jahr 1931. KiG
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