Güterfelde: Geboren in Gütergotz
Peter Ernst will eine Dummheit der Nazis wettmachen – und zum Ortsjubiläum von Güterfelde in diesem Jahr den alten Ortsnamen zurück
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Stahnsdorf - Peter Ernst kämpft für das Überleben seiner Art. Er ist schon einer der Letzten. „Ich bin geborener Gütergotzer“, sagt der weißhaarige Rentner mit der runden Brille. Dass er eines Tages nicht in Gütergotz sterben kann, sondern „diese Angelegenheit im heutigen Güterfelde erledigen soll“, macht den 79-Jährigen unglücklich. Schuld daran ist eine Dummheit der Nazis. Das soll, geht es nach Ernst, nicht so bleiben. Zum 750-jährigen Jubiläum des Stahnsdorfer Ortsteils will Peter Ernst den Namen vom alten Gütergotz zurück.
In seinem Arbeitszimmer öffnet er die Tür zu einem Glasschrank, ein Archiv. Vollgestellt mit alten Büchern, Landkarten, Fotos und Postkarten, geschützt vor dem Staub der Geschichte. „Da ist sie“, sagt Ernst und zieht eine zerfledderte Kopie einer Ortschronik hervor. „Juterjoz, Jutergotz, Gutergotz, auch Jutergatz und Juttergatz, Gutergoz, Gutergatz und später Gütergotz“, trägt Ernst im Eiltempo vor. Er verhaspelt sich nicht. Schon oft hat er die Stelle in der alten Chronik von Pfarrer Brodersen gelesen. Von Güterfelde steht da nichts.
Über 750 Jahre ist es her, dass die Wenden – ein Volk der Westslawen, die vom 7. Jahrhundert an große Teile Nord- und Ostdeutschlands bewohnten – sich im heutigen Güterfelde niederließen. 1263 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt und ist damit älter als Stahnsdorf und Teltow, die erst 2014 und 2015 ihren 750. feiern. „Und jetzt kommt der große Witz“, sagt Ernst und lacht.
Im Jahr 1937 waren es die Nazis, die das uralte Gütergotz in Güterfelde umbenannten. Damit es deutscher klingt. „Die sind rumgegangen und haben geschnüffelt“, sagt Ernst und rümpft die Nase. Das „Volk ohne Raum“ wollte alles Slawische und Wendische loswerden. „Ausmerzen“, sagt Ernst. Das ging daneben.
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