Potsdam-Mittelmark: Geburtstagsständchen
1953 ermunterte Arthur Scheunert seine Mitarbeiter zum Singen – die Chorgemeinschaft hielt bis heute
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Nuthetal - Eigentlich wollten die Angestellten des Rehbrücker Ernährungsinstituts ihrem Direktor am 7. Juni 1953 nur ein Geburtstagsständchen singen. Doch Professor Carl Arthur Scheunert, Leiter des Instituts, war so angetan von seinen Sängern, dass er ihnen empfahl, einen Chor zu gründen. Daran hielten sich Scheunerts Mitarbeiter, gründeten ihren Chor und sangen sich in den 60er Jahren bis ins Fernsehen. 1998 kam sogar ein internationales Bronzediplom hinzu. Nun feiert die Chorgemeinschaft Potsdam-Rehbrücke ihr 55-jähriges Jubiläum.
„Wie in einer alten Ehe sind wir aneinander gewöhnt“, erklärt Chorleiter Hans-Joachim Zunft. Seit 1981 steht er den Rehbrücker Sängern als künstlerischer Leiter vor. „Der Chor ist für viele zum Treffpunkt geworden, hier wird gesungen, geschwatzt und man fühlt sich wohl“, sagt Zunft. Auch deshalb konnte der Institutschor viele Erfolge feiern.
Der Chor wurde von Beginn an vom Ernährungsinstitut getragen. Mit dem Musiklehrer Bruno Labsch als Chorleiter begann das Unterfangen. 1965 führte der Opernsänger Arno Baar den Chor zu Wettbewerben und eben ins Fernsehen in die Sendung „Alles singt“. Dann übernahm Zunft, gelernter Sänger und Pianist, vor 27 Jahren Baars Aufgaben. Zunft war es auch, der die Bindung des Chors zum Institut lockerte. Aber noch heute wird in den Sälen des Ernährungsinstituts geprobt – kostenlos und weiter mit großem Erfolg. Vor zehn Jahren führte es den 30-Stimmen starken Chor sogar nach Italien. Als einer von 80 Teilnehmern aus 25 Ländern sangen die Rehbrücker im italienischen Riva del Garda in einem internationalen Wettbewerb vor und wurden dort mit dem Bronzediplom in den Kategorien „Gemischter Chor“ und „Frauenchor“ ausgezeichnet.
Natürlich erlebte der Chor nicht nur Höhen. Das zunehmende Alter vieler Sänger schlägt auf die Stimme. „Auch meine Leistungsfähigkeit lässt nach. Das ist eben so mit Stimme und Gehör“, erklärt Zunft mit seinen 66 Jahren. Aber der Chor sei schließlich ein Verein und diene damit auch der Geselligkeit und nicht nur knallharten Proben. Im Durchschnitt sei der Chor 60 Jahre alt. Die jüngsten Mitglieder sind deutlich über 30, Gründungsmitglied Edith Weise steuert als älteste auf die 80 zu. Ein Versuch, einen zweiten, jüngeren Chor aufzubauen, gab es, scheiterte aber an den Terminplänen der Jüngeren, so Zunft. Der Chorleiter hofft aber auf sangesfreudige Mütter und Väter, die vielleicht zum Chor stoßen sobald die ärgste Familienbelastung abgestreift wurde. Dann sei wieder Zeit für ein Hobby. Zur Probe sei sowieso jeder jederzeit willkommen. Einmal wöchentlich treffen sich die Sänger der Chorgemeinschaft. Gerade absolvierten die Mitglieder ihr alljährliches, konzentriertes Chorproben-Wochenende in der Musikakademie Rheinsberg. Alles für den großen Auftritt. Denn schon morgen findet um 17 Uhr in der Bergholzer Kirche ihr Jubiläumskonzert statt – 55 Jahre nach dem alles mit einem Geburtstagsständchen für Professor Scheunert begann. Ute Kaupke
Probetermine: mittwochs von 18.45 bis 20.45 Uhr im großen Saal des Instituts für Ernährungsforschung, Bergholz-Rehbrücke, Arthur-Scheunert-Allee 114-116
Ute Kaupke
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