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Potsdam-Mittelmark: Gedanken zum Frauentag

Von Ursula Pitschke Vor einigen Tagen besuchte mich meine Enkelin Liska. Während unserer Unterhaltung fragte sie mich, wie war das bei euch damals am 8.

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Von Ursula Pitschke Vor einigen Tagen besuchte mich meine Enkelin Liska. Während unserer Unterhaltung fragte sie mich, wie war das bei euch damals am 8.März? Ich überlegte, was ich erzählen sollte, meine Gästebücher aus meiner Zeit im Kulturhaus Kammerspiele fielen mir ein. Sie wurden aus dem Regal geholt und wir begannen darin zu blättern. Wir fanden Namen wie Monika Woytowicz und Axel Elter für musikalisch-literarische Programme. Auf einer der nächsten Seiten hatten sich Gerry Wolf, Marianne Wünscher und Fritz Decho eingetragen. Auch Rainer Süß, Brigitte Eisenfeld und Jürgen Freier von der Komischen Oper waren damals zu Gast. Alle Veranstaltungen waren dem Frauentag gewidmet und zeichneten sich durch ein hohes Niveau aus. Naja, meinte Liska, das war am Abend und wie war es am Tag auf der Arbeit oder für die Hausfrauen? Da fiel mir der Nachmittag ein, an dem unsere Hausfrauengruppe die Schriftstellerin Ruth Werner eingeladen hatte. Ruth Werner sprach über die Frauengestalten in ihren Büchern, die in antifaschistischen Gruppen wirkten, und von denen viele ihr Leben im KZ verloren. Liska war noch nicht zufrieden und fragte: „In eurem Kulturhaus gab es doch viele Gruppen, die malten, tanzten, schneiderten, bastelten und musizierten. Waren die auch dabei am Frauentag?“ O ja, doch. In gemeinsamen Programmen wurde für die Besucher Erstaunliches geboten. Das war aufregend und hat allen Spaß gemacht. Liska wollte nun aber auch noch wissen, ob es denn auch eine Kaffeetafel oder ein Buffet gab? Ja, natürlich war der Tag auch Anlass für ein feierliches Essen. Und Blumen? Nun das war nicht so einfach, es kamen ja damals keine riesigen Laster mit Blumen aus Holland. Die beliebten Freesien zu ergattern, war schwierig. Oft war es dann eben nur ein farbenprächtiges Primeltöpfchen, die die Männer ihren Frauen und Kolleginnen überreichten. Und wenn sie uns den Kaffee servierten und sich in allem von ihrer galanten Seite zeigten, freuten wir uns. Der einzige Mann in unserer Truppe rannte mit der Kanne ständig um die Tische, für ihn war der Tag reiner Stress. Die Autorin war einst Kulturamtsleiterin der Kleinmachnower Kammerspiele und bekannt als „Profi“ in Sachen Frauentagsfeiern.

Ursula Pitschke

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