Potsdam-Mittelmark: Geduldsprobe bei der Sanierung
In Beelitz sind fast 70 Prozent der Altstadt erneuert. Ein Beispiel für die Mühen, die damit verbunden sind
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Beelitz - Danny Ziemann steht mitten in einer Ruine. Seiner Ruine. Das Dach fehlt, es ist feucht, die roten Backsteine bröckeln und die Balken im Dachgeschoss sind allesamt morsch. Doch der 34-Jährige ist zuversichtlich: „Das wird hier mal richtig schön!“ Zusammen mit seinem Geschäftspartner Stephan Geisler hat er das denkmalgeschützte zweistöckige Haus in der Beelitzer Altstadt im vergangenen Jahr gekauft. Seit wenigen Wochen liegt die Baugenehmigung vor. Das Haus, das am Anfang der Grünstraße gegenüber der Kirche steht, ist eingerüstet, die Bauarbeiter erneuern gerade die Deckenbalken.
Doch für sein Juwel mitten im Alstadtzentrum braucht Danny Ziemann viel Geduld. „Da ticken zwei Herzen in meiner Brust. Das eine ist für den Denkmalschutz und das andere für die Wirtschaftlichkeit.“ Ziemann beschreibt sich selbst als jemand, der gerne Gas gibt. Zwei Häuser von der Baustelle entfernt hängt in seiner Allianz-Filiale ein langer Plan an der Wand. Auf diesem Projektplan wird genau beschrieben, wann welcher Schritt im Bauprozess erfolgt. Laut Plan sollte das Haus bereits im Oktober fertig sein. „Das wird frühestens im nächsten März etwas.“
Vor wenigen Tagen wurde wieder die Handbremse angezogen: Eine Archäologin entdeckte „etwas“ im Sandboden seines Hauses. Den Boden muss Ziemann nun laut Vorschrift der Denkmalschutzbehörde archäologisch untersuchen lassen. Doch keiner wisse, was der Fund früher einmal gewesen ist. „Vermutlich irgendeine technische Anlage“, so Ziemann.
Er ist genervt, weil ihn solche Funde Geld kosten. Auch für Gutachten, mit denen die ehemalige Farbe des Hauses und der Innentüren ermittelt wurde, musste der Besitzer für sein Haus, das 1790 erbaut wurde, zahlen. „Für das Geld, was ich hier ausgebe, hätte ich drei Neubauten errichtet.“ Er trägt es gefasst.
Dass private Eigentümer von den Gestaltungsauflagen genervt sind, kann Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB) verstehen: „Das ist gar nicht so einfach, eine Einigung zwischen allen Beteiligten zu erreichen.“ Bei der Beelitzer Altstadtsanierung habe nicht nur die Stadt, sondern auch der Potsdamer Sanierungsträger Stadtkontor, die Denkmalschutzbehörde und das Bauamt mitzusprechen. „Wir sind gerade in den letzten Jahren aber noch mal gut vorangekommen“, so Knuth. Das habe auch daran gelegen, dass die Stadt selbst viele Häuser saniert „und damit einen Schub auch bei den Privateigentümern auslöste.“ Für die anstehenden Sanierungen würden die Eigentümer über 3 Millionen Euro investieren. Seit der Wende sind nach Angaben des Stadtsanierungsträger insgesamt 16 Millionen Städtebaufördermittel in die Beelitzer Altstadt geflossen.
Derzeitiger Sanierungsschwerpunkt sei der Kreuzungsbereich Clara-Zetkin-Straße, Ecke Berliner Straße mit den angrenzenden Gebäuden. Dort steht auch das ehemalige Deutsche Haus, das zum Schandfleck verkommen sei, so Knuth. „Das Objekt ist so heruntergekommen, dass es bei den Menschen für Unmut sorgt.“ Ein Investor ist bereits gefunden: Der Berliner Jürgen Stoye, der seit zehn Jahren in Wildenbruch lebt, will das Haus restaurieren und ihm wieder zu altem Glanz verhelfen (Kasten).
Ein weiterer Meilenstein der Altstadtsanierung ist am Freitag eingeweiht worden: Der Parkplatz in der Trebbiner Straße, direkt am Tor zur Beelitzer Innenstadt, bietet Großpflaster und 24 Stellplätze. Weitere noch offene Bausteine sind unter anderem die Sanierung der ehemaligen Feuerwehr und der Kirche.
Die Grünstraße 1 ist, wenn auch historisch, das Zukunftsprojekt von Danny Ziemann. „Ich hab mich dafür entschieden, weil ich die nächsten 30 Jahre hier noch am Ort sein werde.“ Der Allianz-Versicherungskaufmann wird mit seiner Filiale ins Erdgeschoss ziehen. „Ich brauche als Geschäftsmann eine gute Lage, dafür ist das Haus optimal.“ In der oberen Etage und im Dachgeschoss sollen vier Mietwohnungen entstehen.
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