Potsdam-Mittelmark: Gefahrlose Hochzeitsreise
Nabu-Kreisverband stellt Krötenschutzzäune an Nudower Teichen und in Güterfelde auf
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Stahnsdorf - Bald ist es wieder soweit und die Kröten wandern. Sobald morgens die Temperaturen über fünf Grad steigen, marschieren Tausende zu den Nudower Teichen, oft kilometerweit. Weil zwischen Gewässer und Winterquartier die Landesstraße 77 liegt, stellen freiwillige Helfer des Potsdamer Nabu- Kreisverbandes alljährlich Krötenschutzzäune auf, damit die Tiere nicht unter die Räder geraten. Um eine sieben Meter breite Straße zu überqueren, braucht eine Erdkröte 20 Minuten.
350 Meter lang sind die Amphibienzäune, die aus Plastikfolie bestehen und mit ein paar Stöcken und einigen Eimern am Samstagmorgen hinter dem Kreisverkehr von zehn Naturschützern aufgebaut wurden. Zuvor musste Müll vom Straßenrand aufgesammelt werden, leere Flaschen und Verpackungen. Der Lebensraum Natur werde von vielen nicht respektiert, weil sie zu wenig darüber wüssten, meinte Petra Sell über die Schlamperei. Auch die heutige Elterngeneration nehme sich kaum noch Zeit, um mit ihren Sprösslingen Natur zu erleben. Wenn sie in die Schulen komme, gäbe es stets großes Interesse mitzumachen, sagte Ute Herrmann, die sich um die Naturschutzjugend in Potsdam kümmert. Doch meist werde der Tatendrang dann von den Eltern ausgebremst.
Auch unter den Krötenrettern am Samstag waren kaum junge Leute anzutreffen. Die meisten sind seit Jahren dabei, zählen sich selbst zur Generation 50 plus und kommen jedes Jahr zur Rettungsaktion her. Dabei hätten sie am Samstag Helfer aus den umliegenden Orten gebrauchen können, vor allem in Güterfelde. Der Zaun am Ortsausgang muss nun zu einem späteren Zeitpunkt aufgestellt werden, da die Zeit nicht mehr ausreichte. Zudem ist die Strecke durch den Bau des Kreisverkehrs größer geworden. „Da brauchen wir jetzt mindestens 500 Meter“, schätzte Burghard Sell.
In den letzten Jahren gab es hier so viele tote Kröten, dass die Fahrbahn rutschig wurde. Doch nicht nur Kröten werden von Frühlingsgefühlen übermannt und folgen seit Generationen dem Weg in ihre Geburtsgewässer, um dort Hochzeit zu halten. Auch Molche und Frösche sind unterwegs, besonders wenn es nachts regnet. Dann sind sie nicht mehr zu halten – und wenn sie Glück haben, plumpsen sie am Hindernis Zaun in einen der eingegrabenen Behälter und werden von Naturfreunden über die Straße transportiert. In manchen Nächten können so an die 1000 Tiere gerettet werden. Zudem ist es für Tierfreunde ein interessantes Erlebnis, wenn sie beobachten können, wie sich die Männchen von den Weibchen huckepack zur Hochzeit chauffieren lassen und dabei Nebenbuhler mit wütenden Pfeiftönen in die Flucht schlagen.
Wer den Amphibien helfen will, ihre Laichgewässer zu erreichen, kann sich beim NABU-Kreisverband bei Wolfgang Ewert unter Tel. (0179) 117 9608 melden. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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