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Potsdam-Mittelmark: Gefahrloser Minnegesang

Nabu-Kreisverband stellt Krötenschutzzäune an Nudower Teichen auf

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Nabu-Kreisverband stellt Krötenschutzzäune an Nudower Teichen auf Von Kirsten Graulich Nuhetal – Bald werden sie nachts wieder kilometerweit bis zu den Teichen wandern. Sie folgen seit Generationen dem gleichen Weg, der aber immer gefährlicher für sie wird: Viele geraten unter die Räder. So spielt es sich auch jedes Frühjahr in märkischen Wäldern ab. Schauplatz Nudower Teiche: Der Nabu-Kreisverband stellte zwischen dem Gewässer und der L77 am Samstag Krötenschutzzäune auf. Zwar sind die Erdkröten nur faustgroß, aber damit sie gefahrlos über die Fahrbahn zu ihren Laichplätzen kommen, betreuen freiwillige Helfer Jahr für Jahr die Tiere. Für eine sieben Meter breite Straße braucht eine Erdkröte 20 Minuten. Die Zitterpartie würde ohne Hilfe meist tödlich enden. Dem Aufruf des Naturschutzbundes (Nabu) folgten am Sonnabend zehn Helfer, die nahe dem Kreisverkehr Drewitz-Ludwigsfelde Zäune und Auffangeimer am Straßenrand aufstellten. „Im letzten Jahr waren es nur fünf“, freute sich Kreisverbands-Chef Wolfgang Ewert. Er hofft, dass nächstes Jahr ein Amphibien-Tunnel gebaut wird. Gespräche mit dem Landesamt für Straßenwesen gebe es bereits, sagte Ewert den PNN. Dass Kröten sich vom einstigen Ekeltier zum Sympathieträger entwickeln, bestätigten auch die Helfer, die Schnee und Kälte trotzten. Fasziniert von Kröten zeigte sich zum Beispiel der jüngste von ihnen, der 14-jährige Georg Fenske. „Es sind natürlich keine niedlichen Kuscheltiere, aber sie haben wunderschöne bernsteinfarbene Augen“, schwärmte er. Außerdem laufen sie nicht so schnell weg, man könne sie gut beobachten. Vor allem die Hochzeitsreise sei lustig. Da reisen die kleineren Männchen huckepack auf den Weibchen und lassen sich wie Paschas bis ins Hochzeitsgewässer tragen. Oft beobachtete er dabei, wie Nebenbuhler mit wütenden Pfeiftönen in die Flucht geschlagen wurden. Aber noch ist an diesem Morgen von Kröten nichts zu sehen: Erst bei Temperaturen ab sechs Grad erwachen sie aus der Winterstarre, um ihre Erdhöhlen zu verlassen. Aber es duftet bereits nach Frühlingserde, denn für die Fangzäune wurden Rinnen ins Erdreich gegraben. Gleichzeitig werden vor dem Zaun Eimer versenkt, in die fallen später die Tiere, wenn sie suchend nach einem Durchschlupf am Zaun entlang wandern. Frank Fiedler und Ulrich Hein gehören zu den Helfern, die bald wieder jeden Abend die Eimer mit den Tieren über die Straße transportieren. In manchen Wandernächten zählen die Naturfreunde bis zu 1000 Tieren. Besonders wenn es regnet, sind die Kröten nicht mehr zu halten, als treibe sie eine „geheime Absprache“ zum Teich, in dem sie geboren wurden. Bis zu 6000 sind es in manchen Jahren, die zu den Nudower Teichen reisen. Auch Lurche und Frösche werden von Frühlingsgefühlen übermannt und landen in den Eimern. Einer der frühen Brautwerber ist der Grasfrosch. „Oäck, oäck, oäck“, ahmt Ulrich Hein sein Minnelied nach. Erhören die Weibchen die Liebesrufe, ist der Rest schnell erledigt. Die Laichballen, die die Frosch-Weibchen im flachen Wasser ablegen, werden von den Männchen befruchtet. Ebenso rasch endet bei Kröten das Familienleben, nachdem die Eierschnüre um Pflanzenstengel gewunden und befruchtet wurden. Interessantes sei aber nicht nur auf dem Krötenwanderweg zu den Nudower Teichen zu beobachten, erklärt Hein, der dort auch schon Zauneidechsen, Ringelnattern und Salamander beobachtet hat. Weitere Informationen beim Nabu-Kreisverband unter (0331) 310432.

Kirsten Graulich

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