KulTOUR: Gefängnis oder Ehe
Die 3. Schlossnacht in Caputh mit der Oper „Serva Padrona“, „Bravo“-Rufen und Feuerwerk
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Schwielowsee - Ach Uberto, was wäre das Leben ohne Klagen, ohne die kleinen, alltäglichen Sticheleien? Ein Jammertal der Trostlosigkeit, blass und belanglos und leer. Herr Uberto hat genug zu klagen. Seine Magd Serpina macht alles, nur nicht das, was Uberto verlangt. Und so sitzt der alte Herr mit weißgepuderter Perücke und reich verziertem Gehrock auf der Bühne vor dem Schloss Caputh und singt dem Publikum sein Leid.
Die Oper „Serva Padrona“ (Die Magd als Herrin) von Giovanni Battista Pergolesi, in der deutschen Übersetzung von Wolf Ebermann und Manfred Koerth, war der Höhepunkt der 3. Caputher Schlossnacht. Am Samstag eingebettet in ein Programm, das daneben geführte Spaziergänge durch den Schlosspark, festliche Bläsermusik, Kammermusikalisches vom Ensemble Serenade und ein abschließendes Barockfeuerwerk bot. Am Sonntag dann nur mit der Musik Pergolesis.
Die Schlossnacht am Samstag ist ausverkauft, das Wetter zeigt seine beste Seite. Sonnenschein am Abendhimmel, von der Havel her kommt kühle Luft. Das Berliner Regieteam Hendrik Müller und Petra Weikert hat eine kleine Bühne in den Schlosshof bauen lassen. Das Kammerensemble Concerto Grosso aus Berlin, unter der Leitung von Sabine Erdmann am Cembalo, sitzt unter einem Pavillon, das Publikum auf weißen Plastikstühlen im Halbrund.
Mit Pergolesi wird der Abend begonnen, mit ihm, sieht man vom Feuerwerk ab, auch beendet. Je eine knappe Stunde brauchen Concerto Grosso und die Sänger für die Miniopern des italienischen Komponisten, der – gerade mal 26 Jahre alt – 1736 starb. Ursprünglich als Intermezzi angelegt, die als Pausenfüller für die großen Opern dienen sollten, sind diese überdrehten Geschichten die richtige Wahl für das fast schon familiäre Fest im Caputher Schlosspark. Klein und überschaubar, voll Komödie und hanebüchener Handlung. Da sind die getäuschte Livietta und der Halunke Tracollo aus „Livietta e Tracollo“. Der Kerl hat dem Mädchen das Herz gebrochen, um so leichter an ihr Geld zu kommen. Und nun sinnt Livietta auf Rache. Ach wie herrlich frisch und gleichzeitig kokett Hannah-Ulrike Seidel die Livietta singt, deren Begeisterung ob der Aussicht, Tracollo bald am Galgen hängen zu sehen, kaum zu bremsen ist. Und Tracollo? Den gibt herzerfrischend Gero Bublitz als reumütigen Sünder, der sich anfangs noch nicht so recht entscheiden kann, was schlimmer ist: Gefängnis oder Ehe.
Dienen bei „Livietta e Tracollo“ ein paar abgenutzte Kartons als Bühnenbild, die mal für Berge, mal für Bäume stehen, reichen für „La Serva Padrona“ zwei Liegestühle und ein Tisch. Auf dem einen Stuhl klagt Uberto – hier läuft Gero Bublitz zur Höchstform auf, sein Bariton ganz geschmeidig – auf dem anderen lümmelt Serpina (Hannah-Ulrike Seidel), herausgeputzt wie ein Diva und traktiert ihren Herren. Uberto beschließt zu heiraten, um der Tyrannei seiner Magd zu entfliehen. Und schon jagt er seinen Diener Vespone (Tino Breitbarth) ins Publikum, um ihm eine Frau zu suchen, und sei es eine „alte Vettel“.
Doch wie schon bei „Livietta e Tracollo“ ist auch in „La Serva Padrona“ der bravste Mann nicht gegen weibliche List und Tücke gefeit. Das Concerto Grosso spielt zupackend, trägt die Arien und Duette von Uberto und Serpina mit viel Feingefühl. Am Ende ehelicht Uberto seine Magd, denn ohne sie und ihre Spielchen will er doch nicht sein. Der alte Herr ist glücklich, Serpina strahlt und aus dem Publikum kommen „Bravo“-Rufe.
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