Potsdam-Mittelmark: Gegenseitiges Näherkommen
Auftakt für Netzwerk von Schule und Wirtschaft in Werder (Havel)
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Werder (Havel) - Ein Netzwerk von Schule und Wirtschaft soll in den kommenden Monaten in der Stadt Werder geknüpft werden. Im nächsten Frühjahr könnte ein spezieller Arbeitskreis seine Tätigkeit aufnehmen, sagte Schuldirektorin Iris Gerloff am Montagabend auf einer Auftaktveranstaltung in der Carl-von-Ossietzky-Oberschule. Mehr als 50 Interessierte, davon die Hälfte Unternehmer, wurden zu diesem ersten Gedankenaustausch begrüßt.
Fachkräftemangel auf der einen Seite, hohe Arbeitslosigkeit auf der anderen. Seit langem klagt die Wirtschaft, Schulabgänger seien nicht ausreichend qualifiziert, um in ein Ausbildungsverhältnis übernommen zu werden. Nach einer Befragung deutscher Unternehmer beklagen 49 Prozent der Firmenchefs, dass mangelnde Ausbildungsreife das größte Hemmnis für eine Lehre sei. Den Schulen wird vorgeworfen, dass sie praxisfern seien und zu wenig auf den Berufs- und Bewerbungsalltag vorbereiteten.
Diese Einwände kennt auch Schuldirektorin Gerloff. Deshalb hat sie gemeinsam mit dem 1. Beigeordneten der Stadt Werder, Hartmut Schröder (CDU), die Initiative ergriffen, Schule und Wirtschaft einander näher zu bringen. Zunächst gehe es darum , die auch an ihrer Schule offen zu Tage liegende Defizite zu bekämpfen. Durch das neue Netzwerk soll nach dem Willen der Schulleiterin die Kooperation der Schüler mit Betrieben aus der Region früh gestärkt werden. Auch Hartmut Schröder betonte, der Übergang von der Schule in das Berufs- und Arbeitsleben müsse durch die frühe Kontaktaufnahme zwischen Schülern und betrieblichen Ausbildern vorbereitet und erleichtert werden. Als besonders bedenklich stufte er die mangelnde Kenntnis der Jugendlichen über ansässige Gewerbebetriebe und ihre Ausbildungsmöglichkeiten ein.
Wie kann das geändert werden, fragte Ausbildungsleiter Rainer Schmidt von der Heidelberger Druckmaschinen AG, die bereits 1994 in der Stadt Brandenburg das Netzwerk „Arbeitskreis Bildung“ aufgebaut hat. Er forderte die Wirtschaft auf, sich aktiv in Schulen zu engagieren. Es gelte, bei den Schülern die Lust an technischen sowie Ingenieursberufen zu wecken und sie frühzeitig an Unternehmen zu binden. Dies könne dadurch geschehen, dass im Rahmen von Kooperationen schon im Grundschulalter verschiedene Firmen besucht werden, in denen erste Eindrücke über Tätigkeit und Inhalt der Arbeit vermittelt werden. Dieser Kontaktaufnahme können jährliche Vertiefungen und Praktika folgen, die schließlich bei entsprechender Eignung in eine Ausbildung einmünden sollten.
Als Beispiel für projektbezogenes, konkretes Lernen bezeichnete Ausbildungsmeister Thomas Horn von der Druckmaschinen AG Heidelberg einen Werkzeugkoffer, mit dem Schulklassen ausgestattet werden, um die Wahrnehmung technischer Geräte durch die Schüler zu entwickeln. Dieses „KiTec“-Projekt (Kinder entdecken Technik) ist Bestandteil innerhalb des Engagements der „Wissensfabrik“, einer 2004 durch führende deutsche Unternehmen ins Leben gerufenen Bildungsinitiative. Sie hat einen Finanzrahmen von 25 Millionen Euro.
Auch der Geschäftsführer des Werderaner Miele-Vertriebs- und Servicezentrums, Ralf Makowski, erklärte, er würde eine engere Vernetzung mit den Schulen auf regionaler Ebene sehr begrüßen. Schon im nächsten Schuljahr könnte dies erste Früchte tragen, hofft Schuldirektorin Gerloff. Louisa-Maria Giersberg
Louisa-Maria Giersberg
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