Potsdam-Mittelmark: Geklärte Verhältnisse in Stahnsdorf
Vor 75 Jahren wurde das Klärwerk gebaut, das seinerzeit größte und modernste in Europa
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Vor 75 Jahren wurde das Klärwerk gebaut, das seinerzeit größte und modernste in Europa Stahnsdorf - Bis zum Ende der 20er Jahre wurde das Abwasser der Region auf die Rieselfelder geleitet. Doch die Abwassermengen stiegen in dieser Zeit stark an. Außerdem war berieselungsfähiges Land knapp und die Rieselfelder konnten nur eine bestimmte Menge Abwasser aufnehmen. So begann im April 1929 der Bau des Klärwerk Stahnsdorf, das zum größten und modernsten seiner Art in Europa werden sollte. Im Mai des folgenden Jahres war es vollendet. Der Neubau am Schenkendorfer Weg löste das Klärwerk des Entwässerungs-Zweckverbandes Wilmersdorf-Schmargendorf-Zehlendorf-Teltow ab, das auf dem gleichen Gelände bisher bestand, aber 1923 wegen Baufälligkeit stillgelegt wurde. Die Inflation verhinderte eine gründliche Wiederinstandsetzung. So kam es schließlich zu dem Neubau. Insgesamt bewegten die Bauarbeiter 260000 Kubikmeter Erde und gossen 70000 Kubikmeter Beton der 8600 Tonnen Eisenbewehrung enthielt. Das neue Klärwerk schaltete man in den Klärbetrieb mit den Rieselfeldern parallel. Rund 200000 Kubikmeter Abwasser waren zu dieser Zeit bei Regenwetter zu behandeln, die Einwohnerzahl der angeschlossenen Siedlungsgebiete lag bei etwa 600000. Zwei Abwasserdruckrohre mit einem Durchmesser von jeweils gut einem Meter führten aus den Entwässerungsgebieten direkt auf das Gelände des Werks. Das geklärte Wasser wurde (und wird noch heute) in den Teltowkanal geleitet. Es wird weiterhin zur Speisung der Fischteiche im Klärwerk selbst und zur Bewässerung der Grünanlagen verwendet. Dem in den Absetzbecken angesammelten Frischschlamm wurde weiter Wasser entzogen, bis er nach ungefähr drei Monaten auf die Schlammtrockenplätze geleitet wurde. Dort trocknete er weiter bis zur Stichfestigkeit und wurde schließlich zu Dungzwecken verkauft. Den Abtransport bewältigte die Teltower Eisenbahn, die einen Gleisanschluss an den Schlammtrockenplätzen besaß. Das Faulgas, das sich beim Faulprozess des Schlammes entwickelte, nutzte man für den innerbetrieblichen Bedarf, so wurden das Maschinenhaus und das Dienstwohngebäude damit versorgt. Das Gas wurde auch zur Erzeugung von 380 Volt Drehstrom verwendet, die Generatoren wurde hierbei von Gasmaschinen angetrieben. Das Klärwerk Stahnsdorf wurde auch zu DDR-Zeiten weiter betrieben, heute ist ein Betriebsteil der Berliner Wasserbetriebe. Es wird auch in Zukunft das Wasser aus den Haushalten Berlins und Brandenburgs reinigen. Uwe Pfohl
Uwe Pfohl
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