Potsdam-Mittelmark: Gelbe Karte für Papenburg
Michendorf verwirft seit Jahren gehegte Pläne für Ortszentrum / Statt Marktplatz jetzt Freilichtbühne geplant
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Michendorf verwirft seit Jahren gehegte Pläne für Ortszentrum / Statt Marktplatz jetzt Freilichtbühne geplant Von Henry Klix Michendorf. Die Gemeinde Michendorf hat sich von allen bisherigen Plänen zur Entwicklung eines neuen Ortszentrums im ehemaligen VEB Teltomat-Gelände verabschiedet. Stattdessen haben die Gemeindevertreter in ihrer jüngsten Sitzung einen eigenen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, der deutlich im Widerspruch zu den Entwürfen des Eigentümers der 2,5 Hektar großen Industriebrache zwischen Wetzlarer Bahnstrecke, Poststraße und Potsdamer Straße steht. Statt eines blühenden Zentrums mit Wohnen und Gewerbe und einer kleinen Platzsituation in der Mitte verfolgt man nun andere Ideen: Es soll lediglich einige Mehrfamilienhäuser, möglicherweise mit einzelnen Ladenflächen im Erdgeschoss, an der Poststraße geben. Der bisher geplante Marktplatz soll zu einer Parkanlage mit Kinderspielplatz und Freilichtbühne für bis zu 1000 Besucher werden. Bei dem Eigentümer handelt es sich um die Papenburg AG. Sie hatte 1994 die Fläche von der Treuhand erworben, offenbar als Anhängsel für ihr Engagement in Teltow. Bis 1998 sollte die innerörtliche Ruinenlandschaft zum blühenden Marktplatz entwickelt sein – mit Wohnen und Gewerbe sowie einer hübschen Platzsituation im Herzen der Anlage. Doch immer wieder wurde die Umsetzung verschleppt, so der Vorwurf der Gemeinde. Nicht nur Bürgermeister Hartmut Besch (FDP) glaubt, dass der Treuhandnachfolger BVS und Papenburg gar kein Interesse an der Verwirklichung des 23-Millionen-Euro-Projektes hatten. Er habe vielmehr den Eindruck, die Firma Papenburg belaste das Teltomat-Gelände zugunsten anderer Investitionen in der Region, hatte Besch immer wieder erklärt. Nach Jahren des Stillstands wird jedoch auch in Michendorf eingeräumt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Vorhaben nicht mehr gegeben sind. Laut Bauamtsleiter Karl-Heinz Oed besteht aber die Notwendigkeit, aktiv zu werden. „Das Zentrum Michendorfs wurde ja vor allem wegen des Missstandes auf dem Teltomat-Gelände zum Sanierungsgebiet“, sagte Oed gegenüber den PNN. Die daran gekoppelte Städtebauförderung sei zur Sanierung vieler Straßen und öffentlichen Bereiche in Anspruch genommen worden. „Doch jetzt, wo die Sanierung im öffentlichen Raum fast abgeschlossen ist, drängt der Fördermittelgeber darauf, auch die Industriebrache in Angriff zu nehmen“, so Oed. Noch in diesem Jahr müsse dem Land ein abschließender Sanierungsplan vorgelegt werden. Ob Papenburg die neuen Pläne umsetzt, ist unklar. Nach vielen nicht gehaltenen Versprechen habe man die Gespräche nicht weiter geführt. Im Zusammenhang mit dem neuen B-Plan würden sie jetzt wieder aufgenommen. Oed glaubt aber genauso wenig wie Bürgermeister Besch, dass sich der Eigentümer dadurch zum Handeln bewegen lässt: „Auch die zahllosen Treuhandauflagen, die an den Erwerb des Grundstücks gekoppelt waren, wurden ja nicht erfüllt“, so Besch. Von Konsequenzen, die daraus seitens der Treuhand gezogen wurden, hat in Michendorf noch niemand etwas gehört. Nun könnte die Gemeinde selbst zur Roten Karte greifen. Oed schließt nämlich auch ordnungsrechtliche Maßnahmen der Gemeinde gegen die Papenburg AG nicht mehr aus, die im Rahmen des Sanierungsrechtes bestehen würden. „Von den Ruinen und Altlasten geht mittlerweile eine Gefährdung aus. Müll wird dort abgeladen und Kinder spielen in den Ruinen.“ Kommt Papenburg einem Abrissgebot nicht nach, könne die Gemeinde das Grundstück zwangsweise zum Verkehrswert erwerben und dann selbst entwickeln. Mit einem Bebauungsplan für eine lockere Nutzung sinke dieser Wert. „Etwas anderes ist für die Gemeinde mit den geänderten Marktbedingungen nicht mehr machbar.“
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