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Potsdam-Mittelmark: „Geldeintreiber, Halsabschneider“

Die MWA hat zunehmend mit wütenden Kunden der Trinkwasserzweckverbände Mittelgraben und Der Teltow zu kämpfen. Selbst MWA-Kritikerin Ute Hustig mahnt, den Anstand zu wahren

Stand:

Teltow/Nuthetal/Michendorf - Sie seien inkompetente Geldeintreiber, Halsabschneider und üble Monopolisten, würden sich fette Urlaube mit dem sauer verdienten Geld der Bürger leisten und seien früher bei der Stasi gewesen. Die Mitarbeiter der MWA bekommen derzeit einiges zu hören, wenn sie mit Kunden in Kontakt geraten. Die MWA ist Betriebsführer der Wasser- und Abwasserzweckverbände Der Teltow und Mittelgraben – und mit ihren 65 Mitarbeitern für Betrieb, Unterhaltung und Abrechnung der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Teltower Region, in Michendorf und Nuthetal zuständig.

MWA-Geschäftsführer Felix von Streit hat die Zustände in der jüngsten Verbandsversammlung des Mittelgrabens offen angesprochen. „Die meisten Bürger bleiben anständig, sind allenfalls etwas grummelig, wenn ihnen etwas nicht gefällt“, sagte von Streit am gestrigen Dienstag gegenüber den PNN. „Es gibt aber auch eine wachsende Zahl von Exemplaren, die unsere Mitarbeiter ins Schwitzen bringen wollen.“ Die hörten dann die dollsten Geschichten, was die MWA mit den Entgelten angeblich alles veranstalte.

Hintergrund sind laut von Streit die Diskussion über die Trinkwasserpreise und Altanschließerbeiträge in den Zweckverbänden, die teils auch von den Vertretern in den Verbandsversammlungen nicht mehr sachlich geführt würden. „Manche stehen dort kurz vor dem Kollaps, wenn sie Themen hochkochen und ihr Gift versprühen.“ Aussagen aus Verbandsversammlungen würden teilweise verdreht in die Öffentlichkeit getragen.

Die Bürgermeisterin von Nuthetal Ute Hustig (Linke) sprang von Streit gestern zur Seite. Sie bat gestern alle Bürger um Sachlichkeit und ruhiges Auftreten. „Ich hoffe, bei dem Thema hört man auf mich“, so Hustig gestern gegenüber den PNN. Sie gilt selbst als scharfe Kritikerin der MWA, nahm deren Kalkulation für Trinkwasserpreise im Mittelgraben-Verband und Pläne für ein Wasserwerk in Michendorf ins Visier.

Das Landgericht hatte unlängst einen Einwurf Hustigs bestätigt, dass die Investitionskosten für das geplante Wasserwerk bei der Ermittlung des Trinkwasserpreises 2013 nicht hätte eingepreist werden dürfen. Laut Urteilsspruch haben die Mittelgraben-Kunden ein Jahr lang zu hohe Trinkwasserentgelte gezahlt. „In der nächsten Vorstandssitzung des Verbands soll über die Begründung des Urteils und wie es weitergehen kann beraten werden“, so Hustig. Abschließend müsse die Zweckverbandsversammlung entscheiden. Schnellschüsse würden nichts bringen, die Folgen des Urteils auszuloten brauche Zeit.

Hustig lässt als Verbandsvize keine Zweifel, dass gehandelt wird. „Unsere Bürger haben einen berechtigten Anspruch auf einen rechtssicheren Umgang mit den Trinkwasserentgelten.“ Sie sollten bei allem Unmut gegenüber den MWA-Mitarbeitern aber Anstand wahren, so Hustig. „Die machen nur ihre Arbeit.“

Laut von Streit sei es derweil auch Bürgermeisterin Hustig gewesen, die die MWA in den Fokus genommen und versucht habe, dem Betriebsführer Inkompetenz zu unterstellen. „Solche Aussagen werden dann auf unsere Mitarbeiter umgemünzt.“ Gerade die Abrechnungsstelle habe sich von Kunden einiges anzuhören, selbst der Nazivergleich werde nicht ausgespart. Von Streit fürchtet, dass die Ausfälle wieder zunehmen werden, wenn im September die Verbrauchsabrechnungen erstellt werden.

In Geschäftsbereichen mit telefonischem Kundenkontakt wolle man die Gespräche künftig – nach einem Hinweis an die Gesprächspartner – aufzeichnen, um Entgleisungen vorzubeugen. „Die Leute können der MWA ja böse sein und sich beschweren, aber die Form muss gewahrt bleiben“, so von Streit. Die MWA treffe schließlich nicht die Entscheidungen, sondern liefere den Verbandsversammlungen lediglich die Vorlagen dafür.

Auch für die „Kollegen in den blauen Hosen“ sei die Stimmung belastend. „Dass sind Leute, die rund um die Uhr in Bereitschaft sind und am zweiten Feiertag die Verstopfung ganzmachen.“ Die Monteure sollen jetzt nochmals geschult werden, damit sie sich auf inhaltliche Diskussionen gar nicht erst einlassen.

Von Streit appellierte gestern an die MWA-Kunden, die demokratischen Mitwirkungsrechte zu nutzen, wenn sie Kritik an ihren Zweckverbänden haben, sich an ihre Stadtverordneten zu wenden oder auch an den öffentlichen Verbandsversammlungen teilzunehmen. „Da hat jeder die Möglichkeit, sich zu äußern und Einfluss zu nehmen.“

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