Potsdam-Mittelmark: Geltow wird zum Wachstumsmotor
Der Ort soll laut Flächennutzungsplan künftig die meisten Neubürger in der Gemeinde aufnehmen
Stand:
Schwielowsee - Geltow soll künftig für ein kräftiges Einwohnerwachstum in der Gemeinde Schwielowsee sorgen. Der Flächennutzungsplan-Entwurf sieht in dem Potsdamer Vorort die größten Potenziale für neue Bauflächen. Mit rund 550 Wohneinheiten wäre Geltow in den kommenden Jahren zu 40 Prozent am Zuzugsgeschehen in dem Trio beteiligt. In Caputh und Ferch könnten demnach etwa 440 und 380 Wohneinheiten dazukommen.
Der Ortsteil Ferch soll auch für die künftige Wirtschaftsentwicklung Schwielowsees eine maßgebliche Rolle spielen: Das ausgelastete Gewerbegebiet an der Landesstraße 90 soll um 11 auf 37 Hektar wachsen. Zudem soll im Bereich des Autobahndreiecks Glindow ein 900 Hektar großer Windpark entstehen. Dagegen, dass sich ein Teil der Windparkflächen auf Fercher Gemarkung befindet, gab es in der Gemeindevertretung keine Widerstände.
Einstimmig ist der Flächennutzungsplanentwurf am Dienstagabend bei einer Sondersitzung der Gemeindevertreter im Rathaus Ferch gebilligt worden. Neben den Ortsbeiräten nahmen daran auch etwa 50 interessierte Bürger als Gäste teil. Im öffentlichen Auslegungsverfahren haben die Anwohner jetzt die Möglichkeit, ihre Hinweise und Einwände zu dem Planwerk einzubringen, mit dem die städtebauliche Marschrichtung für die nächsten 15 Jahre fixiert wird. Besonders die SPD-Fraktion äußerte in zwei Punkten Kritik und enthielt sich bei der Billigung des Planetwurfs der Stimme.
So hält es die Fraktion für rechtswidrig, für den Caputher Ortskern zwischen Weinbergstraße, Friedrich-Ebert-Straße und Straße der Einheit den Status einer „gemischten Baufläche“ aufrecht zu erhalten. Wohnen und Gewerbe sind in solchen Bereichen gleichberechtigt, die SPD will dem Wohnen durch die Darstellung als „Wohnbaufläche“ den Vorzug geben. „Eine Darstellung als Mischgebiet widerspricht der Entwicklung der vergangenen Jahre“, meint SPD-Fraktionschefin Heide-Marie Ladner. Mehrere Betriebe seien verschwunden, der Bereich habe sich zu einem „Wohnstandort gehobenen Standards“ entwickelt.
Das sah die Mehrheit der Gemeindevertretung anders: Der Fraktionschef vom Bürgerbündnis, Jörg Steinbach, argumentierte, dass man die Gewerbeentwicklung durch einen neuen Status nicht erschweren sollte. „Einige Firmen bestehen dort seit Jahrzehnten. Wir sollten ihnen die Ausübung ihres Gewerbes nicht erschweren.“ Daniel Schiffmann (FDP/CDU-Fraktion) nannte eine Zahl von 120 Arbeitsplätzen, „für mich ist das kein reiner Wohnbezirk.“ Die Fraktionschefin der Linken, Lisa Stoof, störte sich am Begriff „gehobener Wohnstandort“. „Sollen da nur noch die Schönen und Reichen wohnen?“
Auch ein zweiter SPD-Antrag hatte keine Chance: Es ging um einen Containerhof der „Richter Recycling GmbH“ auf freiem Feld am Geltower Ortsrand, der über den Flächennutzungsplan legalisiert werden soll. Er steht teilweise im Landschaftsschutzgebiet. Das Umweltministerium hat sein Einverständnis für eine Legalisierung signalisiert, wenn das Unternehmen massive Auflagen erfüllt: Der Containerhof soll kleiner, Walleinfassung und Zufahrt mit Hecken und Bäumen begrünt werden. Wenn der Containerhof nicht mehr benötigt werden sollte, soll alles zurückgebaut werden.
Die SPD wollte diese Auflagen mit Fristen in einem Vertrag mit der Firma festschreiben. „Mit dem Flächennutzungsplan bekäme die Firma eine Baugenehmigung, dann sind die Auflagen kein Thema mehr“, warnte SPD-Ortsbeiratsmitglied Friedhelm Schmitz-Jersch. Bauamtschefin Kerstin Murin hielt entgegen, dass die Baugenehmigung nicht ohne die Auflagen des Ministeriums erteilt werde. „Die Klagemöglichkeit sind bei Verstößen gegen eine Baugenehmigung besser als gegen einen nicht erfüllten Vertrag.“
Der Flächennutzungsplan-Entwurf wird vom 26.1. bis 2.3. im Rathaus Schwielowsee in Ferch, Potsdamer Platz 9, ausgelegt. Er ist in dem Zeitraum auch im Internet unter schwielowsee.de einsehbar.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: