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Potsdam-Mittelmark: Gemeinde kann Caputher See haben

Bürgermeisterin Hoppe von Kaufangebot der BVVG überrascht / Größter Kostenfaktor wäre Seesanierung

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Schwielowsee - Hoffnung für den Caputher See: Die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) hat den stillen Waldsee am Ortsrand von Caputh der Gemeinde Schwielowsee zum Kauf angeboten. Auch ein Kaufvertragsentwurf für das westliche Ufergrundstück wurde dem Rathaus diese Woche zugestellt. Damit macht die BVVG ein Versprechen vom August wahr, die Seeprivatisierung nach mehreren Konfliktfällen im Land vorerst zu stoppen und die Wasserflächen vorrangig den Kommunen anzubieten. „Wir haben der Gemeinde einen etappenweisen Ankauf vorgeschlagen“, so BVVG-Sprecherin Andrea Hubatschek auf PNN-Anfrage „erst das zwei Hektar große Ufergrundstück und dann den See.“ 15 000 Hektar ostdeutscher Gewässerflächen befinden sich noch im Eigentum der BVVG. „Dass sie immer zuerst den Gemeinden angeboten werden, ist gesetzt“, sagte Hubatschek.

Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) zeigte sich vom Kaufangebot „etwas überrascht“ . Die Gemeinde habe bereits vor Jahren eine Kaufanfrage an die BVVG geschickt. „Wir haben immer wieder nachgefragt, es gab nie eine Reaktion.“ Vielmehr wurde der See vor drei Jahren sogar ausgeschrieben, allerdings erfolglos. Zwischenzeitlich habe die Gemeinde versucht, wenigstens den Wanderweg am See durch einen Gestattungsvertrag zu sichern. „Der Uferweg ist für mich nach wie vor der wichtigste Punkt“, so Hoppe. Sie kündigte an, die Vertragsentwürfe im Gemeinderat zu diskutieren und genau zu prüfen.

Der Seeankauf sei zwar noch zu finanzieren. Allerdings müssten auch die Kosten der Seesanierung beraten werden: Ein zehn Jahre altes Gutachten des Neuseddiner Instituts für angewandte Gewässerökologie hatte laut Hoppe Sanierungskosten von 550 000 bis 750 000 Euro ergeben. In der DDR wurden durch das Grundwassergefälle Fäkalien von einem benachbarten Lagerbecken eingeleitet: Der See ist mit Phosphat- und Stickstoffverbindungen angereichert, die das Algenwachstum befördern – auch wenn es sich nicht um die unschönen Havel-Grünalgen handelt. Der Fischbesatz im Caputher See ist unausgewogen, die Nahrungskette gestört – auch wegen der vor Jahren eingesetzten Amurkarpfen, die den See an sich reinigen sollten. Das Öko-Institut hatte unter anderem vorgeschlagen, das Tiefenwasser teils in die Havel abzupumpen und andernteils in einer Filteranlage am Ufer zu reinigen und wieder einzuleiten.

Ortsbürgermeister Jürgen Scheidereiter (BBS), selbst Umweltfachmann, fürchtet, dass ein neues Gutachten notwendig sein wird. „Mit der vorgeschlagenen Art der Sanierung war das Landesumweltamt damals nicht zufrieden.“ Grundsätzlich begrüße er das Kaufangebot der BVVG. „Das sollte auf gar keinen Fall in der Schublade verschwinden.“ Es wäre ein „großer Erfolg“, wenn See und Uferweg auf Dauer für die Öffentlichkeit gesichert werden könnten, so Scheidereiter. Um die Seesanierung anzupacken, sei schon seit einiger Zeit die Gründung eines Fördervereins geplant, in dem „Wissen und Kompetenzen“ konzentriert werden könnten.

In einer anderen Sache gab es gestern bereits Entwarnung: Nachdem Dutzende Bäume am Seeufer, darunter 200 Jahre alte Eichen, in den vergangenen Wochen mit Farbkreuzen gekennzeichnet wurden, meldeten sich Caputher bei den PNN, die einen „Kahlschlag“ befürchteten. Laut BVVG-Sprecherin Hubatschek soll ab nächster Woche lediglich Totholz ausgeästet werden, damit sich niemand an abstürzenden Ästen verletzt. Hubatschek: „Es geht allein um die Verkehrssicherungspflicht.“ Henry Klix

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