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Potsdam-Mittelmark: Gemeinsam für den Wald

Bürgerinitiative will für das Seehofer Wäldchen kämpfen, dass die Sabersky-Vorfahren pflanzten

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Teltow - Die Fichte auf dem Grundstück Lichterfelder Allee 121 ist 30 Meter hoch gewachsen. Doch seit Jahren verliert sie jedes Jahr Äste im oberen Bereich. „Schuld daran sind Stürme“, sagt Grundstücksbesitzer Horst Schmidt. Allerdings würden von diesen Stürmen die meisten Seehofer nichts merken, da das Teltower Wäldchen viel davon abhalte und der Wind nur in einer Höhe von 20 Metern über die Siedlung hinwegfege.

„Das war hier Anfang der 30er Jahre mal eine richtige Sturmzone“, hat Schmidt von Alteingesessenen erfahren. Vor allem die Dächer einiger Siedlungshäuser seien oft beschädigt worden, weshalb seinerzeit beschlossen wurde, ein Wäldchen anzupflanzen. Nun soll das Waldstück Teil eines Bauvorhabens werden, das die Erben der ehemaligen Sabersky-Familie planen. Das Verfahren um die Rückgabe einstigen jüdischen Eigentums der Sabersky-Familie galt als einer der größten Vermögensrechtsstreite in Ostdeutschland, an dessen Ende nun die Restitution zahlreicher Seehof-Grundstücke steht. Valerie und Peter Sonnenthal – die zur Hälfte die Erbengemeinschaft vertreten – wollen die Siedlungsentwicklung in Seehof so fortsetzen, wie sie in den 30er Jahren geplant war (PNN berichteten). Doch ist es fraglich, ob eine Bebauung entlang der Lichterfelder Allee tatsächlich nicht schon damals eine überworfene Idee war. Denn Heimatvereins-Chef Peter Jaeckel weiß, dass das Wäldchen ein Teil der Infrastrukturmaßnahmen war, die einst von den Saberskys veranlasst wurden. Daher mahnt Anwohner Horst Schmidt, die Erfahrungen der stürmischen Vergangenheit nicht zu ignorieren: „Kommt der Wald weg, müssen wir hier mit massiven Problemen rechnen.“ Zu den früheren Entwicklungsplänen gehörten neben den Parzellen und Straßen auch Entwässerungsgräben, die heute noch zum Teltowkanal führen. Sogar eine kleine Liebesinsel habe es in diesem Areal gegeben, das durch viele Spazierwege erschlossen war und einst einem Parkgelände glich. Außerdem sei der Sumpf noch ein Relikt aus der Eiszeit. Bereits nach der Wende engagierte sich Peter Jaeckel dafür, dass Wäldchen und Kanalaue erhalten bleiben.

Nun will er erneut darum kämpfen und gehört zu den zehn Gründungsmitgliedern der neuen Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ (BIWiS). Deren Ziel ist „die nachhaltige Bewahrung der Natur, der Erhalt der Lebensqualität und die Verhinderung von Fehlplanungen in Seehof“, wie auf der Homepage der Initiative zu lesen ist. Bei der Vereinsgründung am vergangenen Wochenende stand außer Frage, dass den Sabersky-Erben das Recht zustehe, ihr Land zu verwerten. Trotzdem müsse dabei sensibel vorgegangen werden, denn durch die bisherigen Vermessungen und Markierungen der Bäume würden sich viele Anwohner provoziert fühlen. Da ein Teil der Kanalaue ebenfalls von den Siedlungsaktivitäten betroffen sei, konterkariere das die Bestrebungen, dieses Gebiet als Naherholungszone zu etablieren.

Recherchiert hat die Initiative, dass etwa 4000 Bäume gerodet werden müssten, würde das städtebauliche Konzept umgesetzt. Eine Liste von Behörden, Parteien, Verbänden und Vereinen haben die BIWiS-Mitglieder zusammengetragen, um für ihre Forderungen Unterstützer zu finden. Etwa 100 Unterschriften haben sie bereits gesammelt.Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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