Potsdam-Mittelmark: Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen
In Potsdam-Mittelmark sollen die Hilfsangebote besser vernetzt werden / Fachtagung in Belzig
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Potsdam-Mittelmark - Gewalterfahrungen in der Familie gehören für viele Frauen zum schrecklichen Alltag. Meist dauert es jedoch sieben oder acht Jahre bis die Frauen Rat und Hilfe suchen. Darüber berichtete Monika Kirchner vom Autonomen Frauenzentrum Potsdam jetzt auf einer Pressekonferenz im Belziger Rathaus. Unter Schirmherrschaft der mittelmärkischen Gleichstellungsbeauftragten Ines-Angelika Lübbe wird dort eine Fachtagung unter dem Motto „Gewalt ist nicht Schicksal!“ vorbereitet. Im Focus steht dabei die Frage: Wie kann die Zusammenarbeit aller staatlichen Stellen und ehrenamtlich Tätigen effektiviert werden, um betroffenen Frauen schneller und effektiver zu helfen. „Manchmal reicht schon ein Tipp aus der Schuldnerberatung, um für schwerwiegende Probleme in einer Familie sensibilisiert zu werden“, sagte Lübbe.
Netzwerkarbeit heißt deshalb das angestrebte Modell, ähnlich wie es dies bereits bei den sozialen Diensten im Landkreis gibt. Wichtiger Partner für das mittelmärkische Landratsamt ist dabei das Autonome Frauenzentrum Potsdam. Unter dem Dach dieses Vereins gibt es ein Frauenhaus, eine Zufluchtswohnung und eine Beratungsstelle, die auch für den Landkreis zuständig sind. Etwa ein Drittel aller ratsuchenden Frauen kommen aus Potsdam-Mittelmark: Das sind konkret im Jahr ungefähr 20 Frauen und zehn Kinder im Frauenhaus, sechs Frauen und zwei Kinder in der Zufluchtswohnung sowie fast 500 Beratungen im Jahr. Etwa 50 Prozent der Frauen suchen nach der Zuflucht die Trennung vom Partner und eine eigene Wohnung.
Laut einer aktuellen Polizeistatistik für die Bereiche Bandenburg (Havel), Werder, Beelitz und Belzig (217 000 Einwohner) werden dort jährlich etwa 150 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung registriert. Beim „Weißen Ring“, dem Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern, gibt es eine ehrenamtliche Mitarbeiterin für Potsdam-Mittelmark, die sich ausschließlich auf Hilfe in solchen Fällen spezialisiert hat. „Mehrheitlich werden die Frauen und Mädchen von Verwandten sexuell missbraucht“, berichtete die ehemalige Lehrerin Roswita Klemm von ihrer Betreuungstätigkeit beim „Weißen Ring“. Die Beweislage vor Gericht sei dann oft sehr kompliziert. Ihr Verein leiste juristische, psychologische und finanzielle Hilfe. Auch die Vermittlung zu anderen Beratungsadressen wie dem Sozial-Therapeutischen Institut in Kleinmachnow (STIBB) gehöre dazu. Auf der bevorstehenden Fachtagung könnten diese Kontakte weiter ausgebaut werden. Hagen Ludwig
Die Fachtagung findet am 29. November von 13 bis 17 Uhr im Belziger Rathaus statt. Weiter Infos unter Telefon (033 841) 913 21
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