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Premiere. Zur ersten Demonstration im Schönefelder Flughafengebäude kamen am Sonntag auch Fluglärmgegner aus Werder.

© dapd

Von Hagen Ludwig: Gemeinsam gegen Horrorszenario

Täglich 250 Flugzeuge im Landeanflug über Werder: Politiker und Bürgerinitiative wollen das verhindern

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Werder (Havel) / Schwielowsee - Bis zu 250 anfliegende Flugzeuge täglich in nur 1000 Metern Höhe über dem Havelradweg, der neuen Blütentherme und Werders historischer Inselstadt: Dieses Horrorszenario wollen Politiker der Region und die Bürgerinitiative „Kein Fluglärm über den Havelseen“ jetzt so schnell wie möglich wieder in der Versenkung verschwinden lassen. „Eine solche Belastung ist für die Erholungsgebiete Werder und Schwielowsee auf keinen Fall akzeptabel“, sagte CDU-Landeschefin Saskia Ludwig gestern auf einer Pressekonferenz in Potsdam.

Wie berichtet, hatte die Deutsche Flugsicherung (DFS) vor einer Woche konkrete Korridore vorgestellt, die zur Hauptverkehrszeit von den Flugzeugen künftig in Richtung Airport Schönefeld genutzt werden sollen. Einer dieser Korridore verläuft genau über Werder, Teile von Potsdam und die Havelseen. „Damit werden wir plötzlich zu einer Hauptbelastungsregion“, verdeutlichte Initiativen-Sprecher Peter Kreilinger die Brisanz der jüngsten DFS-Vorschläge.

„Über Jahre haben wir uns auf das Versprechen verlassen, dass über unseren Siedlungsgebieten keinerlei Route geplant sei“, so Kreilinger. Nun soll bei Ostwind die gesamte Zuführung für die nördliche Landebahn über Werder, Caputh und Geltow oder Potsdam erfolgen. Für Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) ist das unvorstellbar. „Ich hoffe, dass wir diese Kuh bereits auf der nächsten Sitzung der Fluglärmkommission am 28. März vom Eis bekommen“, erklärte er gestern auf der Pressekonferenz. Eine Alternative sei greifbar und praktikabel, betonte Große. Die Westgrenze für die Anflüge müsste außerhalb des Berliner Rings gezogen werden. Zudem sollte im Bereich westlich des Autobahndreiecks Werder, das heißt am Schnittpunkt von A 2 und A10, ein fester Überflugpunkt für landende Maschinen festgelegt werden. „So könnte neben dem Südwesten Berlins auch die Havelseenregion vom Lärm der landenden Flugzeuge entlastet werden“, so Große.

Ein Vorschlag, der auch von Saskia Ludwig unterstützt wird. „Der Anflugkorridor müsste lediglich um weitere acht bis zehn Kilometer nach Westen verschoben werden – das dürfte kein Problem sein“, so die CDU-Landeschefin. Die Werderaner hoffen jetzt auf den Schulterschluss mit den Vertretern anderer betroffener Regionen. Am morgigen Mittwoch könnte bei einem Treffen von Vize-Landrat Christian Stein (CDU) mit den Bürgermeistern der Regionen Teltow und Havelseen dafür eine wichtige Weiche gestellt werden. „Wir sind zuversichtlich, dass unsere Forderungen als gemeinsamer mittelmärkischer Vorschlag auf der nächsten Tagung der Fluglärmkommission eingebracht werden“, sagte Große.Havelseen-Initiativen-Sprecher Kreilinger sieht darin kein Problem. Von einem festen Überflugpunkt westlich des Autobahndreiecks Werder würde auch die Region Teltow profitieren. Denn klar ist, dass die von der DFS vorgestellten Korridore nur in der Hauptverkehrszeit genutzt werden sollen, um anfliegende Flugzeuge zu staffeln. Anders kann es in verkehrsärmeren Zeiten aussehen, wenn die Piloten ohne Umwege in der Luft die Landebahnen erreichen könnten. Die Maschinen könnten dann ebenso über den Südwesten Berlins und die Region Teltow den Flughafen Schönefeld anfliegen. Mit einem obligatorischen Überflugpunkt am Autobahndreieck Werder könnte das verhindert werden, so Kreilinger.Auch mit den Berliner Fluglärmgegenern wollen die Werderaner jeden Dissens möglichst vermeiden. „Wir begrüßen es, dass die Bundeshauptstadt von Anflügen entlastet werden soll“, so Kreilinger. Man dürfe mit der Verschiebung des Korridors jedoch nicht in der Havelseen-Region Halt machen.

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