Potsdam-Mittelmark: Gemeinsam oder einsam
Für Bürgermeisterin Ute Hustig ist die Kommunalwahl ein Halbzeittest. Eine Analyse von Henry Klix
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Nuthetal - Nuthetal ist ganz schön links. Dafür steht nicht nur Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke): Bei der Kommunalwahl 2008 wurden vier Sozialdemokraten und sechs Linke ins Gemeindeparlament gewählt, bei 18 Vertretern. Auch Ute Hustig war darunter. Zwei Jahre später gewann sie die Bürgermeisterwahl und holte ihren Stichwahlkontrahenten, Rainer vom Lehn von den Grünen, kurz darauf als Bauamtsleiter in die Verwaltung. Wenn das nicht Integration ist.
Was die Bewerberzahl angeht, haben Linke und SPD auch bei dieser Wahl die Nase vorn: 18 Leute schickt die SPD mit Spitzenkandidatin Monika Zeeb ins Rennen. Die SPD-Fraktionschefin hat die nächste Kommunalreform fest im Blick, fragt sich, ob die Gemeinde mit kaum 9000 Einwohnern ihre Daseinsberechtigung behält. Nicht umsonst fordert die SPD im Wahlprogramm neue Baugebiete.
Die Linke setzt mit dem Studenten Konstantin Gräfe mutig einen Newcomer auf den Spitzenplatz, gleich darauf folgt Annerose Hamisch-Fischer, die bei den vergangenen Wahlen mit über 2000 Stimmen unangefochtener Sympathiesieger war. Die 16 Kandidaten wollen die erfolgreiche Politik der Bürgermeisterin unterstützen.
Für Ute Hustig, die auf die weit verbreitete Bürgermeister-„Scheinkandidatur“ verzichtet, ist die Wahl nach vier Jahren ein Halbzeittest: Ist ihre Kommunalpolitik als links wahrgenommen worden? Kann sie ihre Hausmacht stärken oder wird sie einsamer? „Gemeinsam leben“ lautet der Leitspruch der Gemeinde, eine Ansage an den demografischen Wandel, der Nuthetal hart treffen wird. Man öffnet sich bewusst als Wohnort für stadtmüde Senioren, treibt Senioren-Wohnprojekte voran. Auf der anderen Seite gibt es Platz für Einfamilienhäuser, eine gute Infrastruktur und Grün für den Nachwuchs.
Zuletzt hat Ute Hustig im Streit um den Bau eines Wasserwerks von sich reden gemacht, den Michendorf im gemeinsamen Wasser- und Abwasserzweckverband voranpeitscht. Hustig geht das zu schnell, sie will Klarheit, wie sich die Investition auf die Gebühren niederschlägt. Die Wirtschaftsentwicklung der Gemeinde ist derweil ein zähes Geschäft, Ladenflächen im Ortszentrum stehen leer. Pläne für ein Gewerbegebiet an der Autobahnabfahrt Drewitz sind wohl gescheitert, aber das Gewerbegebiet am Bahnhof Rehbrücke hat Potenziale, die gehoben werden sollen.
Die CDU hat drei, die Grünen haben zwei Leute in der Gemeindevertretung. Bis vor wenigen Wochen bildete man eine Fraktion. Die Zusammenarbeit wurde gekündigt, als die Grünen mit der SPD einen gemeinsamen Antrag zur Mietpreisbindung eines Neubauprojektes stellten. Die CDU stellte entgegen, dass man eine wirtschaftlich-nachhaltige Ortsentwicklung anstrebe. Doch auch bei der CDU gibt es bisweilen überraschenden Gleichklang: Als die Linken im Oktober den Bau einer neuen Turnhalle beantragten, gab es von CDU/Grünen einen gleichlautenden Antrag. Neun Bewerber schickt man mit Spitzenkandidat Volker Traberth ins Rennen, bei der Bundestagswahl sah es immerhin glänzend aus für die Union. Die Grünen haben sechs Leute auf der Liste. Nicht nur Spitzenkandidat Dirk Hebenstreith wäre ein frischer Name im Gemeindeparlament.
Dann sind da die Wählergruppierungen: Erneut dabei sind die „Bürger Ortsteile Nuthetal“, bislang mit Harald Schmidt-Urbich vertreten, der wieder auf Platz eins steht. Die Feuerwehr kann gewählt werden. Nicht zuletzt ist eine neue, nicht zu unterschätzende Kraft dabei: Die „Bürger für Nuthetal“ haben sich aus Freunden des Mehrgenerationenhauses zusammengefunden. Das Engagement für den neuen Treff will man im Gemeinderat fortsetzen. „Rentnerbrigadier“ Wilfried Jahnke führt die Liste aus neun Leuten.
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