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Aus dem GERICHTSSAAL: Gemeinsam segeln war einmal

Streit um eine Yacht endete jetzt vor Gericht

Stand:

Werder – Sie wollten einst ihren Lebensabend auf einer schicken großen Yacht verbringen. Zu diesem Zweck verkauften Max M.* (70) und seine Lebensgefährtin Klara K.* (62) aus Werder ihr altes Boot, das ihnen zu eng erschien, für 27 500 Euro an einen Hamburger Freizeitkapitän. Der brachte das Geld im Sommer 2004 in einem Briefkuvert mit. Zuerst zählte es Max M. in seinem Bungalow nach, dann Klara K.

Bis hierher stimmt die Geschichte des inzwischen heillos zerstrittenen Paares überein. Zum Fortgang der Dinge präsentiert dann jeder eine andere Version. Klara K. versichert, Max M. habe versprochen, die 27 500 Euro bis zum Erwerb des neuen Schiffes an einem sicheren Ort zu verwahren. Statt dessen habe er wenig später für 25 000 Euro ein gebrauchtes Stahlkajütboot gekauft, die Restsumme behalten. Das ließ sich die Frau nicht bieten. Sie zeigte Max M. wegen Betruges an.

Der Rentner auf der Anklagebank behauptet, seine Ex-Partnerin hätte sich die 27 500 Euro eingesteckt. Am Verkaufstag des Bootes habe er mit dem neuen Besitzer eine Abnahme gemacht. Als er danach wieder in seinem Bungalow auftauchte, sei das Kuvert verschwunden gewesen. Dann erzählt er plötzlich, Klara K. habe lediglich 16 000 Euro vereinnahmt, ihm den Rest ausgehändigt. „Ich dachte, das Geld wird geteilt“, empört er sich. „Schließlich habe ich viel Geld, Zeit und Arbeit in das acht Meter lange Schiff gesteckt, um es auf Vordermann zu bringen.“ Es stimme, dass er am 1. August 2004 ein gebrauchtes Kajütboot erworben habe. Was ihm zum Kaufpreis fehlte, habe er bei guten Freunden geborgt. Nennen möchte er deren Namen allerdings nicht, um sie nicht in den ganzen Kladderadatsch hineinzuziehen, betont Max M.

Klara K. im Zeugenstand gibt nun plötzlich zu, die neue Yacht sei mit ihrem Wissen erstanden worden. Sie habe sich am Kaufpreis beteiligt, sei auch einverstanden gewesen, dass Max M. das restliche Geld für Wertverbesserungen einsetzt. Doch nun sei die Beziehung beendet. „Er wollte mich heiraten. Das war Schwindel. Ich will mein Geld zurück. Er hat den Betrug von langer Hand geplant, um seinen Vergnügungen nachgehen zu können“, begehrt sie auf.

Die Staatsanwältin sieht nach Abschluss der Beweisaufnahme kein Täuschungsmanöver. „Man war sich einig, ein neues Boot für den erzielten Erlös des altes Schiffes zu kaufen. Der Angeklagte hat den Kaufpreis genauso eingesetzt, wie es zwischen Ihnen abgesprochen war“, stellt sie klar. Dann verweist sie die vermeintlich Geprellte auf den Weg der Zivilklage. (Die läuft bereits.) „Für ihre Geldforderungen ist das Strafgericht nicht zuständig.“

„Der Angeklagte hat heute behauptet, seine einstige Lebensgefährtin habe die 27 500 Euro an sich genommen. Er sollte sich genau überlegen, was er während des Zivilprozesses aussagt. Lügt er dort, sehen wir uns hier wieder“, gibt der Amtsrichter zu bedenken. Dann spricht er Max M. vom Vorwurf des Betruges frei. Hoga

*Namen von der Redaktion geändert.

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