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Potsdam-Mittelmark: Gemeinsam singen

Beim Oratorium „Die Geburt Christ“ sang nicht nur der Chor in der Andreas-Kirche

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Teltow - „Der Erfolg des Konzertes ist abhängig vom Mitsingen der Gemeinde“, ermunterte Kantor Bernd Metzner beim Adventskonzert am Wochenende die Zuhörer in der Andreas-Kirche. Denn beim Oratorium „Die Geburt Christ“ von Heinrich von Herzogenberg (1843-1900) sind Konzertbesucher nicht nur Zuhörer, sondern finden sich auch in der Rolle der singenden Gemeinde wieder. Denn die frohe Botschaft von Jesu Geburt soll jeden persönlich und in die Aufführung mit einbeziehen. Darum erhielt am Eingang jeder ein Textblatt und so stimmten gleich zu Beginn des Oratoriums alle ein in den Choral „Dies ist der Tag, den Gott gemacht“. Die Melodie entstammt dem Lied „Vom Himmel hoch“ und eine Fülle von Weihnachtsliedern folgten wie „Es ist ein Ros'' entsprungen“ und „Kommet ihr Hirten“.

Daraus erklärt sich die Anziehungskraft des Werkes, von dem bereits zur Leipziger Uraufführung in der Thomaskirche 1894 die Besucher sehr ergriffen waren. Der Komponist schrieb darüber: „Und wenn ich des Augenblicks gedenke, als meine Musik durch die ganze Thomaskirche flutete vom Altar zur Orgel und wieder zurück, geschwellt von dem unvergesslichen Unisono der Gemeinde, dann erlebte ich eine Stunde, deren sich kein noch so beliebter Konzertkomponist unserer Tage zu rühmen hätte.“

In der Tat werden alle musikalischen Register gezogen: Gleich zu Anfang leiten Orgel und weiche Streicherklänge den Chorgesang ein. Gefolgt von einem Männerquartett der Propheten. Mit den Worten „Erklinge Lied und werde Schall“ wird fröhlich die heilige Nacht eingeleitet, gefolgt von Engelschören bis zum Schlusschor „Also hat Gott die Welt geliebt“. Maßgeblich für die Textfassung des Werkes waren Bibeltexte, die von den Verheißungen des Alten Testaments bis zur Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums reichen. Obwohl Herzogenbergs Weihnachtsoratorium nicht so populär wie Bachs Werk ist, verdient es nach Meinung Bernd Metzners einen festen Platz in den weihnachtlichen Programmen.

Als Vorbild ist Bachs Einfluss unverkennbar, ebenso wie der von Schumann und Brahms. Letzteren lernte Herzogenberg persönlich im Hause seines Kompositionslehrers Friedrich Otto Desoff kennen, der am Wiener Konservatorium lehrte. Dort lernte er auch Elisabeth von Stockhausen, seine spätere Frau kennen. Für Herzogenberg, der ursprünglich Philosophie und Staatswissenschaften studierte, wurde sie die ideale Lebensgefährtin. Als das Paar 1872 nach Leipzig zog, begann eine fruchtbare Schaffenszeit mit zahlreichen Werken für Klavier, Violin- und Cellosonaten. 1885 folgte der Komponist einem Ruf an die Berliner Musikhochschule. Der Tod seiner Frau 1892 unterbricht diese Tätigkeit, er zieht sich zurück in sein Haus am Bodensee bis ihn selbst ein Nierenleiden zur Aufgabe seines Lehrberufes zwingt. Am 9. Oktober 1900 stirbt Herzogenberg im Kurort Wiesbaden. Kirsten Graulich

Zu weihnachtlicher Blechbläser- und Chormusik wird am Samstag, 17. Dezember, um 18 Uhr in die Andreas-Kirche in Teltow eingeladen.

Kirsten Graulich

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