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Zukunftsperspektive. Über ein Genossenschaftsmodell soll auch der große Saal der Kammerspiele wieder mit Leben erfüllt werden.

© Andreas Klaer

Von Ariane Lemme: Genossenschaft soll Kammerspiele retten

Kleinmachnower Initiative plant eigenständigen Betrieb des Kulturhauses und Traditionskinos

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Kleinmachnow - Für die Kleinmachnower Kammerspiele gibt es neue Hoffnung: Nachdem der Kauf des Kinos durch die Gemeinde im vergangenen Dezember geplatzt war, hat jetzt eine private Initiative ein Konzept zum Erhalt des Hauses vorgelegt. Über ein Genossenschaftsmodell wollen Carolin Huder und Michael Martens das Haus als Kulturstandort betreiben. Beide hatten zuvor schon bei einem nicht-förmlichen Ausschreibungsverfahren jeweils eigene Konzepte eingereicht. Als der Kauf und damit auch die offizielle Ausschreibung scheiterte, beschlossen Huder und Martens, auf eigene Faust weiterzumachen. „Das ist eine riesige Chance, das Haus zu retten“, freute sich Bürgermeister Michael Grubert (SPD) am Freitag. Die Rettung der Kammerspiele gilt als eines seiner wichtigsten Projekte.

Mit dem jetzigen Besitzer Karl-Heinz Bornemann haben Huder und Martens bereits einen Optionsvertrag abgeschlossen, um das Haus langfristig zu pachten. Statt der von der Gemeinde angestrebten Sanierung wollen sie das Haus so schnell wie möglich bespielbar und sicher machen – mit deutlich geringerem finanziellen Aufwand. Ein Gutachten hatte der Gemeinde Sanierungskosten in Höhe von zwei bis vier Millionen attestiert. „Als private Unternehmer haben die beiden allerdings ganz andere Möglichkeiten, können einfacher Sponsoring-Verträge mit lokalen Handwerksbetrieben abschließen“, erklärte Grubert.

Die Initiatoren wollen zunächst nur die nötigsten Ausbesserung vornehmen, dafür wollen sie von der Gemeinde eine Anschubfinanzierung von 400 000 Euro. Über diese Ausgabe sollen die Gemeindevertreter bereits im Juni abstimmen. „Es fehlen Feuermelder, im Obergeschoss auch Brandschutztüren, daneben müssen die Textilien neu imprägniert werden“, so Huder. Auch eine Minimalausstattung an Technik müsse angeschafft werden. Alle weiteren Sanierungsmaßnahmen und den laufenden Betrieb wollen die beiden über einen angeschlossenen Café- und Kneipenbetrieb finanzieren. „Daneben werden wir uns um Sponsoring, aber auch um Lottomittel bemühen“, sagte Martens am Freitag den PNN. Die Idee einer Kulturgenossenschaft hatte er bereits im vergangenen Jahr, schon damals hätten rund 100 Kleinmachnower Interesse an dem Projekt gezeigt. „Wenn die Gemeindevertreter am 14. Juni zustimmen, werden wird sofort weitere potenzielle Genossen ansprechen“, so Martens. Die Einlage soll mit rund 250 Euro grundsätzlich für jeden erschwinglich sein. Der Grund: Über das Modell, bei dem die Genossen Anteile erwerben und sich so Stimmrechte sichern, sollen sich die Kleinmachnower stärker mit „ihren“ Kammerspielen identifizieren, wünscht sich Huder.

Die Kulturmanagerin betreibt mit dem „Heimathafen“ in Berlin-Neukölln bereits erfolgreich einen Kulturstandort mit Theaterschwerpunkt. Diese Erfahrung will sie jetzt auf Kleinmachnow übertragen. „Ich bin überzeugt, dass sich die Kammerspiele mit einem eigenen Gastro-Bereich kostendeckend betreiben lassen.“ Neben dem Kinobetrieb planen sie und Martens ein breites Theater- und Konzertprogramm. Ähnlich wie im „Heimathafen“ soll sich das auch an den Bedürfnissen Jugendlicher orientieren. „Für die gibt es in Kleinmachnow bisher sehr wenig Angebote“, so Huder. So könne es etwa regelmäßige Pop- und Rockkonzerte geben.

Grundsätzlich stehen die Fraktionsvorsitzenden im Ort der Idee zwar positiv gegenüber. Die finanziellen Auswirkungen müssten aber erst noch geprüft werden. „Ich bin skeptisch, dass eine Instandsetzung des Hauses mit 400 000 Euro zu stemmen ist, sagte etwa CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt. Er fürchtet, dass Huder und Martens weitere Maßnahmen nicht aus dem laufenden Betrieb bezahlen können und auf die Kommune Folgekosten zukommen. Anders sieht es Jens Klocksin (SPD): Die Anschubfinanzierung sei zwar kein Pappenstiel, er traue den beiden aber einen selbstständigen Betrieb zu. „Irgendwann müssen wir entscheiden, ob wir als Kommune überhaupt ein Herz für Kultur haben.“

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