Potsdam-Mittelmark: „Genussregion Werder“ vor der Gründung
Enge Partnerschaft mit Vorbildregion Burgenland geplant. Kritische Stimmen aus Obstbauverein
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Werder (Havel) - Dass Reisen den Horizont erweitert, ist eine Binsenweisheit. Sie scheint zuzutreffen: Elf Werderaner Obstbauern sind Ende Oktober im Burgenland zum Erfahrungsaustausch gewesen. Und was sie in der österreichischen Obstbauregion erlebten, hat sie offenbar begeistert. „Man sollte alle Verantwortlichen dahin zerren, um zu zeigen, wie es besser geht“, sagt Michael Schultz vom „Siedlerhof“ in Elisabethhöhe. Besonders angesprochen hat ihn die Offenheit in den Betrieben, die Unterstützung durch die Politik und das gemeinsame Auftreten.
Am Dienstagabend haben die Reiseteilnehmer mit weiteren Interessierten, darunter Mitglieder des Werderaner Obst- und Gartenbauvereins, in der überfüllten Muckerstube über ihre Erfahrungen diskutiert. Burgenland soll zur Partnerregion des Werderschen Havellands werden, die Exkursion wurde vom Förderverein „Mittlere Havel“ und dessen Obstbaustammtisch unterstützt. Das Projekt wird von der Humboldt-Universität Berlin wissenschaftlich begleitet, vom Ingenieurbüro Friedrich Schindler aus Berlin koordiniert und mit Landesgeldern gefördert .
„Die Burgenländer haben eine Marke geschaffen, genau das müssen wir auch angehen“, so Schultz, der sich eine Vernetzung aller Anbieter rund um Werder wünscht. In Anlehnung an die „GenussRegion Burgenland“ könnte er sich eine „GenussRegion Werdersches Havelland“ vorstellen, unter deren Dach alle Unternehmer aus den Bereichen Gastronomie, Freizeit, Erholung und vor allem der Obst- und Weinhöfe schlüpfen. „Nur wenn ein Konzept kommt und es alle als eine Chance sehen, kann es für die Gesamtregion eine Zukunft geben“, meint Christine Berger vom Sanddornhof Petzow.
Die Erste Beigeordnete Manuela Saß versprach, die Rahmenbedingungen zu schaffen, wenn es an den Aufbau einer gemeinsamen Marke geht. „Sie müssen aber den Rest selber machen“, betonte sie und ließ nicht unerwähnt, dass in der Stadt jährlich 350 000 Übernachtungen gezählt werden. „Das Potential ist da“, so ihre Überzeugung.
Friedrich Schindler ist sogar überzeugt, dass das Vorbild des Burgenlandes schon nächstes Jahr im der Blütenstadt fruchten wird. „Es müssen einige über ihren Schatten springen, ich bin aber überzeugt, dass der Verbund 2013 steht“, so der Projektleiter. Auch Michael Schultz ist davon überzeugt. „Es muss Schritt für Schritt gehen, eine Dachmarke könnte aber nächstes Jahr ins Leben gerufen werden.“ schaut er optimistisch in die nächste Zukunft.
Jürgen Deutscher und Joachim Lindicke vom Werderaner Obst- und Gartenbauverein befinden als Konsequenz der Reise eine Erweiterung der Obstanbaufläche für wichtiger. Die Geschäftsführerin der „Werder Frucht“, Petra Lack, gab ihnen recht: Sie würde sich mehr Obst aus der Region wünschen. „Wir sind eine Marke, aber inzwischen müssen wir in Mecklenburg-Vorpommern einkaufen“, so die Geschäftsfrau.
Es gibt noch kritischere Stimmen: Walter Kassin, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, meint: „Es ist verlorene Zeit, durch Europa zu reisen.“ Die Reiserei ins Burgenland bringe nichts und habe keine nachhaltige Wirkung. „Ich will belastbare Zahlen und Fakten, will wissen, was es mich kostet, dann bin ich dabei“, so Kassin, der sich eine zentrale Marketingorganisation wünschen würde. Er glaubt aber nicht, dass sie mit dem Berliner Ingenieurbüro umzusetzen ist. Andreas Koska
Andreas Koska
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