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Potsdam-Mittelmark: Gerangel um Lebensmittel in Teltow Auch Flüchtlinge stehen jetzt bei der Tafel an
Teltow - Die Situation wird immer brenzliger: Vor der Ausgabestelle der Potsdamer Tafel in Teltow bilden sich derzeit lange Schlangen. Nicht nur Hartz-IV-Bezieher und bedürftige Rentner sind auf die Lebensmittel, die einmal pro Woche ausgegeben werden, angewiesen – sondern nun auch Flüchtlinge.
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Teltow - Die Situation wird immer brenzliger: Vor der Ausgabestelle der Potsdamer Tafel in Teltow bilden sich derzeit lange Schlangen. Nicht nur Hartz-IV-Bezieher und bedürftige Rentner sind auf die Lebensmittel, die einmal pro Woche ausgegeben werden, angewiesen – sondern nun auch Flüchtlinge. „Innerhalb von zwei Wochen haben wir 80 Prozent mehr Kunden bekommen“, sagte die Pressesprecherin der Potsdamer Tafel, Maria Conze, am Freitag den PNN.
Die Anzahl der Bedürftigen sei explodiert. Habe die Ausgabestelle in der Potsdamer Straße 34 bisher Essen an 120 Bedürftige herausgegeben, so seien es mittlerweile 220. Erst kamen rund 30 Asylbewerber, dann einige Tage später weitere 70, berichtet Conze. Dass Flüchtlinge zur Tafel kommen würden, sei für den Verein kein Problem: „Jeder kann zu uns kommen, der Nahrung braucht.“ Berechtigt sei jeder, der im Monat nicht mehr als 900 Euro zur Verfügung hat, so Conze. Wer Lebensmittel von der Tafel erhalten will, muss sich bewerben und Nachweise vorlegen – die 100 Flüchtlinge hätten dies getan und mittlerweile alle eine Berechtigungskarte erhalten.
Zu einem Problem wird vielmehr die Situation in der Schlange. Die bisherigen Kunden seien besorgt, dass sie nun weniger bekommen würden. Es käme zu Konflikten mit den vielen Flüchtlingen, die den Ablauf bei der Essensausgabe noch nicht kennen würden. „Die Situation wächst uns langsam über den Kopf“, so Conze. Sie drückt, was sich vor Ort in der Schlange zwischen den Deutschen und den Ausländern abspielt, mit vorsichtigen Worten aus: „Es sind schwierige Gruppendynamiken.“ Feindschaften würden entstehen. „Schon an normalen Supermarktkassen kommt es zu Streitigkeiten, in der Schlange vor der Essensausgabe potenziert sich das.“ Im Klartext: Es gibt regelrechtes Gerangel an der Teltower Lebensmittelausgabestelle.
Die Potsdamer Tafel will sich laut Conze nun Hilfe von der Teltower Stadtverwaltung und den sozialen Einrichtungen vor Ort holen. Der Wunsch: Sozialarbeiter sollen bei der Essensausgabe dabei sein, um Ärger und Streitereien zu vermeiden. „Die Sozialarbeiter müssten den Flüchtlingen zeigen, wie der Ablauf funktioniert“, so Conze. Die Sprachbarriere sei zudem ein Hindernis, den Flüchtlingen die Abläufe klar zu machen. Sobald die Sozialarbeiter mithelfen würden, hoffe man auf eine baldige Entspannung.
Woher der plötzliche Ansturm auf die Essensausgabe komme, kann die Pressesprecherin der Tafel nicht genau sagen. Möglicherweise habe es sich jetzt erst herumgesprochen, dass es die Tafel in Teltow gebe, die sich nur wenige Häuser vom Teltower Flüchtlingsheim entfernt befindet. Oder aber es hängt mit dem Zuzug von neuen Asylbewerbern zusammen, die von anderen Orten das System der Lebensmitteltafeln kennen und sich über die Teltower Tafel informiert haben.
Wie berichtet werden seit diesem Monat im zweiten Wohnblock in der Potsdamer Straße in Teltow weitere 120 Flüchtlinge aufgenommen. Im Teltower Flüchtlingsheim steigt die Zahl der in Not geratenen Menschen damit von jetzt 232 auf 352. Damit kommt die Stadt an ihr Limit.
An den zwei Ausgabestellen in Potsdam, die ebenfalls von dem Verein betrieben werden, wurde laut Conze bisher noch kein Ansturm von Flüchtlingen verzeichnet. es
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