DasWAR’S: Gericht zum Geburtstag

DasWAR’S Wie Peter Könnicke fünf Hinweise fürs Altern sammelt Gestern wurde unsere alltägliche Redaktionskonferenz durch ein kleines Quiz aufgelockert. Was hat Wolfgang Joop am Donnerstag zu seinem 60. Geburtstag gegessen? Forelle aus dem Heiligen See war falsch. Spagetti gab’s auch nicht. Jemand rief Eisbein, was aber auch nicht stimmte. Ich, ganz der Lokalreporter, war mir sicher, richtig zu liegen: Selbstverständlich hatte Joop Teltower Rübchen bestellt. Mein letzter Geburtstag war kulinarisch gesehen ein Flop. Früh gab es Müsli und abends, was der Kühlschrank hergab. Das war nicht viel. Und Mittag war ausgefallen. Ich begann an diesem Tag Dinge zu zählen, an denen ich merkte, dass ich älter werde. Mein Sohn hatte mir erstmals kein Bild mehr gemalt. Die neuen Praktikanten in unserem Büro sprachen mich mit „Sie“ an. Der Torwart der Ü 32 meines Fußballvereins meldete zum wiederholten Mal, um zu behaupten, es sei jetzt Zeit, für die Alten Herren zu spielen. Und viertens: Geschenke gab es fast gar keine mehr. Früher war das anders. Da lagen die Geschenke schon auf dem Frühstückstisch. Noch heute stehe ich am Morgen meines Geburtstages auf und schiele auf dem Weg ins Bad zum Küchentisch. Doch da ist nichts. Meine Frau hält sich konsequent an die Abmachung, dass es nichts gibt. Vor zehn Jahren, an meinem 25. Geburtstag hatten mir Freunde einen Wellensittich geschenkt. Zum Trost, wie sie sagten, denn ich war gerade Single geworden. Der Vogel hat mich ein paar Jahre gut unterhalten. Dann hat auch er mich verlassen. Mein letztes großes Geschenk, vor zwei Jahren, war ein Fahrrad. Vielleicht bin ich ja in einem Alter, wo man nicht weiß, was man mir schenken soll. Ich bin Nintendo-Spielen nicht mehr gewachsen und für Klosterfrauenmelissengeist und einen Kanarienvogel noch nicht alt genug. Dazwischen liegt noch eine ganze Menge. Ich würde gern nach Rio fliegen oder auf den Kilimandscharo klettern. Aber nicht geschenkt. Ich habe meinen letzten Geburtstag im Gericht verbracht. Es ging um die Pleite der Hakeburg, um Betrug und Schwindeleien und um die Frage, ob der Angeklagte ins Gefängnis muss. Irgendwann, während der Plädoyers, habe ich mich gefragt, ob ich an meinem Fünfunddreißigsten nichts besseres zu tun hätte. Mit fiel nichts ein. Der fünfte Hinweis? All das ist jetzt drei Wochen her und ich habe aufgehört, darüber nachzudenken. Ich überlege lediglich, ob ich zu meinem nächsten Geburtstag mal frei mache und Essen gehe. Ach ja: Joop aß Gans.