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Potsdam-Mittelmark: Geschenk ohne Abnehmer

Bildhauer Hermann Lohrisch will ein Biedermeierzimmer der Gemeinde überlassen – bislang erfolglos

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Bildhauer Hermann Lohrisch will ein Biedermeierzimmer der Gemeinde überlassen – bislang erfolglos Kleinmachnow. Wenn es draußen regnet, scheint trotzdem noch ein bisschen Sonne in Hermann Lohrischs Wohnzimmer. Das schaffen die honigfarbenen Möbel aus der Biedermeierzeit, die schon sehr lange in dem Haus des Bildhauers stehen. Einst hatte seine Frau Lore sie von Tante Käthi, der Frau Friedrich Wetzels, geerbt. „Wahrscheinlich standen die Möbel schon im Elternhaus von Friedrich Wetzel", vermutet Lohrisch, aber genau weiß das niemand mehr. Sicher ist nur, dass an dem Schreibsekretär einst der Archäologe Wetzel saß, der sich durch die Ausgrabungen in Babylon einen Namen machte. Auch auf einem der Stühle am runden Tisch hatte er im Kreise seiner Familie gesessen. „Nun sind die Sachen alle auf mich gekommen", macht sich der Bildhauer schon seit einigen Jahren Gedanken, was aus dem schönen Biedermeierzimmer werden soll. Denn eine Anfrage bei seinen Verwandten ergab, dass deren Wohnungen dafür zu klein sind. Deshalb hatte er vor zwei Jahren die Idee, der Gemeinde ein Wetzel-Zimmer zu schenken, damit das Möbel-Ensemble erhalten und so auch der Name des bekannten Archäologen dem Ort in Erinnerung bliebe. Doch als er seinerzeit Bürgermeister Wolfgang Blasig vorschlug, die Gemeinde im Testament zu berücksichtigen, reagierte der eher zurückhaltend und meinte: „Herr Lohrisch, Sie leben ja noch!". Denen liegt nicht viel daran, hatte Lohrisch da gedacht. Immerhin sei er aber nun über 80 Jahre und da wolle man die Dinge schon ordnen, meint er. Erneut fragte er deshalb im April diesen Jahres bei der Gemeinde an. Diesmal schriftlich und mit anwaltlicher Unterstützung. Auch weil die Verwaltung demnächst ins neue Ortszentrum ziehe und dort ein Standesamt eingerichtet werden soll, meint Lohrisch: „Es wäre doch schön, wenn die repräsentativen Möbel ins Standesamt kämen". Er wolle aber keine Vorschriften machen, falls der Gemeinde vielleicht ein anderer Repräsentationsraum geeigneter erscheine, sagt er. Eine Antwort erhielt er noch immer nicht, denn der Brief sei in der Gemeindeverwaltung abhanden gekommen. Kulturausschuss-Chef Hubert Faensen (BIK) brachte die Sache in der jüngsten Sitzung. „Es ist ein kostbares Geschenk", mahnte Faensen die Verwaltung, „hier nicht die kalte Schulter zu zeigen". Seit zwei Jahren sei der Sachverhalt bekannt, versicherte ihm Kulturfachbereichsleiter Gerhard Dietrich und versprach sich zu kümmern, denn „die Schenkung ist in unserem Sinne". Trotzdem wartet Hermann Lohrisch noch immer vergeblich auf eine Antwort der Verwaltung. „Ich weiss nicht mehr woran ich bin, ich lasse jetzt alles auf mich zukommen", meinte er gegenüber den PNN. K.Graulich

K.Graulich

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