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Potsdam-Mittelmark: Geschichte unter der Straße

Teltow - Teltower haben erneut einen historischen Brunnen entdeckt. Als Bauarbeiter diese Woche in der Altstadt an der Neuen Straße einen Schacht für die Wasser- und Gasleitungen gruben, sind sie auf den Ziegelbrunnen gestoßen.

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Teltow - Teltower haben erneut einen historischen Brunnen entdeckt. Als Bauarbeiter diese Woche in der Altstadt an der Neuen Straße einen Schacht für die Wasser- und Gasleitungen gruben, sind sie auf den Ziegelbrunnen gestoßen. Als „zusätzliches Puzzleteil für die Stadtgeschichte“, schätzt Eckhard Hasler vom zuständigen Sanierungsträger „complan“ das archäologische Fundstück ein. Denn diese schreiben Historiker und Archäologen hauptsächlich anhand von solchen „Indizien“ aus dem Erdreich, weil beim großen Stadtbrand 1801 auch das Archiv im Rathaus zerstört worden war, so Hasler.

Das Denkmal befindet sich direkt unter dem Gebäude der Bäckerei Neuendorff an der Ecke zur Bäckerstraße . Laut Hasler ist es der fünfte Brunnen, der auf der Baustelle zum neuen Bürgerzentrum auf dem Areal der Kuppelmayrschen Siedlung gefunden wurde: „In Teltow findet man eigentlich immer was, wenn man im Boden gräbt“, erklärt Hasler. Der Grund: Teltow wurde schon früh besiedelt. Und einen Brunnen hatte früher jeder Hof. Archäologen gruben dort bereits bronzezeitlichen Keramikscherben aus, Keller aus der Neuzeit, ein Spielzeugpferdchen und 2005 sogar ein menschliches Skelett. Die Leiche war wahrscheinlich im 16. Jahrhundert auf einem der Höfe begraben worden war, glaubt Hasler. Die Knochen liegen jetzt in Wünsdorf in der „Schatzkammer“ des Landesdenkmalamtes. Dort werden auch Teile der Feldstein- und Holz-Brunnen aus der Kuppelmayrschen Siedlung archiviert und untersucht, von denen einige mehrere hundert Jahre alt sind.

Der neueste Brunnenfund bleibt aber an seinem ursprünglichen Platz an der Neuen Straße. Zum einen aus Kostengründen, zum anderen aber, weil er durch das Ausgraben zerstört werden würde. Das Ansinnen der Archäologie sei aber vor allem das Bewahren und nicht das Erkunden, erklärte Hasler. Und unter der Erde sei der Brunnen ohnehin genauso gut aufgehoben wie im Museum, findet auch der zuständige Archäologe Erwin Cziesla. Er schätzt das Alter des Ziegelbrunnen auf rund 150 Jahre. Der Bau stand auf dem Neuendorffer Grundstück, der schon damals einem Bäcker gehörte. Vor rund 100 Jahren hatte der den Brunnen auf seinem Hof offenbar mit Ziegeln aus Rathenow überbaut, um ein neues Haus samt Kellergewölbe darauf zu errichten. Nachdem Cziesla den Brunnen nun untersucht und dokumentiert hat, ist dieser schon wieder mit Kies bedeckt. Irgendwann – in 100 Jahren vielleicht – können ja die Archäologen der Zukunft den Brunnen mit ihren moderneren Forschungsinstrumenten genauer analysieren, so Cziesla. just

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