Potsdam-Mittelmark: Geschichten und Gerichte in der „Muckerstube“
Erst Stadtführung, dann Klatsch und Tratsch: Jahresprogramm des Heimatmuseums vorgestellt
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Werder (Havel) - Authentizität ist der „Muckerschen“, wie sich Heidemarie Garbe nennt, besonders wichtig. Egal ob sie vom Muff und Co., der Wintermode um 1900 erzählt, über das gute Benehmen referiert oder zum Singen mit dem Mandolinenorchester einlädt. „Hier ist alles echt“, betonte die Chefin des Heimatmuseums „Muckerstube“ im Zentrum Werders. Bei ihren Vorträgen schlüpft Heidemarie Garbe in Originalkleidung aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts. „Die Kleider und die Brosche sind noch von der Großmutter, die Nickelbrille vom Opa und die Taschenuhr vom Großonkel", betont sie die Herkunft der musealen Stücke aus dem Familienbesitz.
Das Jahresprogramm, dass Garbe unlängst vorgestellt hat, bietet Vielfalt. Ob Wein oder Kernobstverkostung, einfach nur Klatsch oder Geschichten und Rezepte aus dem alten Werder – die neugierigen Gäste haben eine große Themenauswahl. So will sie im Mai von der Hochzeit ihrer Großeltern berichten. „Ich habe alte Rechnungen, die Heiratsurkunde und die Menükarten gefunden", sagt sie.
Bei der Erforschung der Heimatgeschichte wird sie von der „Gilde der Stadtführer“ unterstützt. Die Gilde hat 14 Mitglieder – Jutta Enke ist eine davon. Seit sieben Jahren führt sie Touristen und Einheimische durch ihren Heimatort. Zehn thematische Führungen hat sie im Angebot, neue werden ständig ausgearbeitet. Zwar ist die Führung auf Theodor Fontanes Spuren die beliebteste, aber auch die Tour durch die Höfe des Ortes erfreue sich großen Zuspruchs.
Seit Kurzem erklärt sie auch die Heilig-Geist-Kirche und zeigt die Insel aus dem Blickwinkel der Künstler. „Dass sogar Lionel Feininger unsere Mühle gemalt hat, hat mich überrascht“, so Enke. Nicht nur der Wein sondern auch das Bier haben im Ort Spuren hinterlassen. Sie weiß, dass es 19 brauberechtigte Häuser auf der Insel gab, auf deren Spuren begibt sie sich in diesem Jahr. „Schon Fontane hat das Werdersche Braune" gelobt“, weiß sie. Das leichte, dunkle Bier wird heute wieder in der „Muckerstube“ ausgeschenkt.
„Jutta ist ein Bücherwurm, sucht ständig nach neuen Themen. Die einzigen Bücher die für mich wichtig sind, sind alte Kochbücher“, lacht Heidemarie Garbe und weiß, dass sie sich mit Enke perfekt ergänzt. Die Führungen klingen oft mit einem Essen in der Stube aus. „Bei mir wird alles frisch zubereitet, nach Rezepten meiner Oma“, sagt sie stolz. Im Winter sind Sauerkraut und Topfwurst die Favoriten, im Sommer ist ein Krebsessen geplant.
Die beiden Frauen wollen alle Sinne ansprechen und das Interesse an der Heimatgeschichte wecken. „Wir wollen den alten Werderaner alles Wissenswerte über die Geschichte entlocken und es an die jungen Leute weitergeben“, sagt Heidemarie Garbe. Zum Friedrichsjahr 2012 wird man auch etwas beitragen. Der Vortrag „Herbstzauber in Sanssouci“ ist schon vorbereitet. Andreas Koska
Kontakt: (033 27) 42 961, muckersche.de
Andreas Koska
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