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Aus dem GERICHTSSAAL: Geschlagen und gedroht?

Teltower Polizist ging gegen Bewährungsstrafe in Berufung / Angeklagt nach rabiater Festnahme

Stand:

Teltow – Bestätigt die Berufungskammer des Landgerichts das Urteil der ersten Instanz, könnte dies Markus M.* (38) unter Umständen den Job kosten. Der Polizeibeamte wurde im August vorigen Jahres wegen Körperverletzung im Amt, Nötigung sowie Sachbeschädigung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Nach der Erstürmung der Wohnung eines vermeintlichen Drogenhändlers in der Potsdamer Straße in Teltow soll Markus M. dem Mann einen Faustschlag ins Gesicht versetzt und gedroht haben, ihm den Arm zu brechen. Zudem habe er den knapp ein halbe Stunde gefesselt auf dem Bauch Liegenden derb am Pulloverkragen gepackt, ihn daran mehrfach in die Höhe gezogen und wieder fallen gelassen.

„Ich habe die mir vorgeworfenen Straftaten nicht begangen“, betonte Markus M. während der Berufungsverhandlung. Aus seiner Sicht sei der Einsatz von Polizeibeamten des Präsidiums Potsdam sowie der Wache Teltow am 10. März 2005 völlig normal verlaufen. Zuerst habe er die Wohnung von Sebastian S.*, der im Verdacht stand, Drogen an Kinder und Jugendliche zu verkaufen, mit Kollegen observiert. Als der Befehl zum Zugriff kam, hätten sie an der Tür des vermeintlichen Dealers geklingelt, geklopft und laut „Polizei“ gerufen. Erst dann sei die Tür aufgebrochen worden, hätten sie die fünf jungen Leute in der Wohnung aufgefordert, sich auf den Boden zu legen. Weil Sebastian S. sich renitent gebärdete, habe er ihn „mittels Handfesseln fixiert“, so der Angeklagte.

„Ich hörte zwei kräftige Schläge an der Tür, dann waren die Polizisten auch schon drin“, erzählte Sebastian S. (27), der im Prozess als Nebenkläger auftritt. Sofort sei er von Markus M. ergriffen, über den Couchtisch gezogen, zu Boden geworfen und gefesselt worden. „Ich fragte mehrfach nach meinem Anwalt. Da hat er gesagt, er würde mir den Arm brechen, falls ich nicht endlich die Klappe halte. Dann hat er mich am Kragen gepackt, drei bis vier Mal hochgezogen und wieder fallen gelassen. Dabei ist der Pullover kaputt gegangen.“ Wenig später habe er einen Schlag auf der linken Wange verspürt“, berichtete der Teltower. Am nächsten Tag ging Sebastian S. zum Arzt. Der schrieb ihn eine Woche arbeitsunfähig.

Katharina K.* (20), Ex-Freundin von Sebastian S., bestätigte dessen Aussage im Zeugenstand. „Man hat uns ausgelacht, man hat uns beschimpft. Ich musste auf die Toilette. Da sagte man mir, piss dir doch in die Hose“, empörte sich die Abiturientin. „Außerdem wurden wir mindestens zwei Minuten gefilmt.“ Doch diese Aufnahmen scheinen wie vom Erdboden verschwunden. Ein als Zeuge geladener Kriminalist des Schutzbereichs Potsdam beteuerte vor der ersten Instanz, während der Hausdurchsuchung des Verdächtigen, die übrigens nicht Verdächtiges ergab, sei kein Video gefertigt worden. Und er habe während des Einsatzes keinerlei Übergriffe durch Kollegen gesehen. Ein Beamter der Wache Teltow versicherte vor dem Amtsgericht, Sebastian S. sei nur drei bis fünf Minuten gefesselt gewesen. Gegen beide Beamte ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage. Zur Berufungsverhandlung ebenfalls als Zeugen geladen, machten sie von dem ihnen nun zustehenden Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch.

Die Verhandlung wird am 22. August mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt. Der Urteilspruch wird noch am gleichen Tag nach der verhandlung erwartet. (*Namen geändert.) Hoga

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