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Potsdam-Mittelmark: Gesichtszüge als Testergebnis

Bei der Suche nach dem besten diesjährigen Obstwein waren in Werder 102 Proben zu verkosten

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Werder - Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Fest der Baumblüte in Werder, sondern auch der zur Tradition gewordene Wettbewerb um die goldenen, silbernen und bronzenen Weinkruken. Die Werderaner Obstweinwinzer waren wieder fleißig: Für den Wettbewerb des Werderaner Obst- und Gartenbauvereins brachten sie 102 Proben.

Obstweinfreunde von 25 Betrieben – im vorigen Jahr waren es 20 Wettbewerber – gaben sich in den vergangenen Monaten viel Mühe und opferten viel Zeit für ihr Hobby, um am Mittwochabend in der Straußenwirtschaft auf dem Wachtelberg die Jury zu überzeugen mit feinen Tropfen. Unbefangen konnten die Preisrichter ans süffige Werk gehen. „Wir sind eine Verbraucherjury und keine spezialisierten Bewerter“, betonte Juryvorsitzender Dr. Baldur Martin. „Wir beachten die Farbe, die Klarheit, den Geruch und lassen uns von unserem eigenen Geschmack leiten.“ Diesmal wurde die Punktbewertung verändert und jeweils höchstens nur vier Punkte für hervorragende und typische Farbe und Klarheit vergeben, weil diese Komponenten weniger aussagekräftig sind. Für den speziellen Geruch gab es fünf und für den Geschmack sieben Punkte. Das größte Kontigent, das es zu verkosten galt, betand aus Weinen von roten und weißen Johannisbeeren sowie Mehrfrüchten. Eine zweite Kategorie bildeten Erdbeerweine, Weine aus schwarzer Johannisbeere, Pflaumen und Pfirsiche. Eine dritte Jurygruppe vergab Punkte für alle Kirsch- und die restlichen Beerenweine.

Weil der Juryvorsitzende mit erhobenen Zeigefinger mahnte, mit „abfälligen Bemerkungen zurückzuhalten“, konnte der Chronist nur an den Mienen der Verkoster gut, schlecht oder ganz schlecht erkennen. Ein paar Mal zeigte sich Verkostererin Saskia Funck mit einem fürchterlichen Gesicht, und Blütenkönigin Sabrina Bohne stand ihr nicht nach. „Euch wird wohl allerhand zugemutet“, fragte Baldur Martin mal nach. „Na ja, einiges ist kaum genießbar. Vor allem stört der Nachgeschmack“, sagte Anette Gottschalk. Gerhard Opitz hatte ebenfalls etwas am Nachgeschmack der Erdbeer- und Pfirsichweine zu bemängeln. „Klarheit und Geruch sind sehr gut, aber der Geschmack “ Jurychef Martin kann sich das nur mit der fehlenden Frühjahrssonne bei der Entwicklung der Früchtem erklären.

„Das Topereignis fanden wir noch nicht“, befand Jurorin Inge Wollschläger, „aber dieser Pflaumenwein bringt schon Licht ins Ganze. Den kann man trinken.“ Einige „Exoten“ wie Holunderblüten oder Wildrose fanden Anerkennung, besonders wurden Quitte und Aprikose wegen ihrer Reinheit gelobt. „Alle Bewerber verstehen ihr Hobby“, meinte Manfred Lindicke, der Winzer vom Werderaner Wachtelberg. „Sie gaben sich große Mühe, aber manche haben die Technik doch noch nicht so richtig raus. Das war vor allem bei Erdbeeren zu schmecken. Hier wirkte sich nicht nur die fehlende Sonne aus. Die Sorten sind besonderes wichtig, und wenn die Früchte während der Gärung Luft bekommen, schmeckt der Wein branstig, wie wir sagen.“ Die goldenen, silbernen und Weinkruken errangen: Rote und weiße Johannisbeere: Die Obsthöfe Wels, Jacobs und Lehnst. Fruchtvielfalt: Lehnst (Aprikose), Schultz, Michaelis-Café. Brombeere, Himbeere, Blaubeere, Stachelbeere: Stefan Lindicke, Bernd Rochlitz, Schulz (Bliesendorf). Sauerkirsche: Lehnst, Fredi Mix, Wache. Erdbeere: Lindicke, Frank Heinicke, Johannes Hoffmann. Schwarze Johannisbeere, Pfirsiche, Pflaumen: Bernd Rochlitz, Lindicke, Lehnst.

Wolfgang Post

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