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Potsdam-Mittelmark: Gesprächsbedarf

Teltower Stadtverordnete attestieren Bürgermeister Schmidt ein Kommunikationsproblem

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Teltow - Schon zu Beginn der Teltower Stadtverordnetensitzung am Mittwoch brachte das Thema Siedlungsbau in Seehof die Stimmung auf den Siedepunkt. Zwar war eine entsprechende Beschlussvorlage im Bau- und Hauptausschuss von Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) zurückgezogen worden, nachdem alle Fraktionen klarstellten, sie würden dem Papier nicht zustimmen(PNN berichteten). Doch für Verärgerung sorgte besonders die Eile, mit der Schmidt seinen Antrag zur Abstimmung vorgelegt hatte. In der jüngsten Sitzung war indes die Situation bereits derart hochgekocht, dass es dem Ersten Beigeordneten Thomas Koriath, der Schmidt aus Krankheitsgründen vertrat, nicht gelang, den massiven Vorwürfen etwas entgegen zu setzen.

So bezeichnete es Peter Trog (CDU) in der Sitzung „als Frechheit, uns diesen Beschlusstext vorzuschmeißen“. Trog mutmaßte: „Hätten wir zugestimmt, würde der Investor bereits bauen“. Überrumpelt fühlten sich die Stadtverordneten vor allem, weil ihnen das Konzept zu den Siedlunsplänen erst kurz vorher ausgehändigt worden war. Sie forderten Bedenkzeit, da die Pläne der Eigentümer Peter und Valerie Sonnenthal auch Teile eines Wäldchens und Landschaftsschutzgebietes einschließen und somit bereits gefassten Beschlüssen widersprechen.

Die Geschwister Sonnenthal, die zur jüdischen Erbengemeinschaft Sabersky gehören und jetzt einer Restitution entgegen sehen können, hatten bereits Vermessungsarbeiten durchführen lassen. Das führte im Ortsteil Seehof zu großer Aufregung und Gründung einer Bürgerinitiative. Die Initiative „Wir in Seehof“ engagiert sich für den Erhalt der grünen Lunge und lud kürzlich zu einer Info-Veranstaltung ein. An der nahmen auch Stadtverordnete teil, die sich mancher Vorwürfe der Einwohnern erwehren mussten. So fragte ein Bürger, warum die Fraktionen nicht verhindert habe, dass der Bürgermeister seinen Antrag auf die Tagesordnung setzen konnte. Die Antwort eines SPD-Stadtverordneten offenbarte, was seit längerem in Schieflage geraten war: „Der Bürgermeister spricht ja nicht mit uns“. Schmidt selbst war dem Infoabend ferngeblieben, was CDU-Fraktionschef Erhard Wigand kritisierte. Der Bürgermeister habe es vorgezogen, an der Jahresversammlung des Fußballvereins teilzunehmen. „Wenn in einem Ortsteil so die Luft brennt wie in Seehof, dann gehört der Bürgermeister dort hin“. Schmidt hätte zumindest den Vertrauensverlust kitten können, zu dem sein voreiliger Beschlussantrag beigetragen habe. Seine Abwesenheit habe jedoch einen Scherbenhaufen hinterlassen, stellte die CDU-Fraktion fest: „Dieses einsame Handeln ist das eigentliche Dilemma des Bürgermeisters“.

Gegenüber den PNN räumte auch SPD-Fraktionschef Berndt Längrich ein, dass es ein Kommunikationsproblem zwischen dem Bürgermeister und seiner Fraktion gebe. Der Beschluss sei verfrüht vorgelegt worden, ohne die Bedenken der Fraktion einzubeziehen, die auf Prüfung früherer Beschlüsse bestanden habe. Ein Sonderausschuss soll nun einberufen werden, der sich damit auseinander setzen wird, den Bebauungsplan möglicherweise in zwei Teilen aufzulegen, um ein geordnetes Bauen zu ermöglichen, sagte Längrich.

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