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Potsdam-Mittelmark: Gewaltige Rauchsäule

500-Kilo-Fliegerbombe bei Neuseddin planmäßig gesprengt / Weitere Bombenfunde wahrscheinlich

Stand:

Seddiner See - Genau um 10.08 Uhr stieg aus dem Wald am Rangierbahnhof Seddin eine gewaltige Rauch- und Staubsäule in den Himmel. Erst einen Sekundenbruchteil später war die mächtige Detonation zu hören. Es folgten zehn Minuten gespannter Stille im Lagezentrum an der Kunersdorfer Straße. Dann meldete Manuel Kunzendorf vom Kampfmittelbeseitigungsdienst per Handy: Die 500-Kilo-Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg ist erfolgreich gesprengt worden.

Der Seddiner Ordnungsamtsleiter Bernd Fuhrmann konnte Entwarnung geben. Etwa 1400 Neuseddiner durften wieder in ihr seit 8 Uhr evakuiertes Wohngebiet zurück. Im Rangierbahnhof und auf den Bahnstrecken konnten die Züge wieder rollen. Alles sei planmäßig verlaufen, so die erste Bilanz von Bürgermeister Axel Zinke. Lediglich an der einstigen Post in der Thielenstraße sei vermutlich durch die Druckwelle eine alte Schaufensterscheibe zu Bruch gegangen.

Weit über 500 Bomben hat Manuel Kunzendorf bisher schon unschädlich gemacht, doch auch für ihn gibt es immer wieder neue Entdeckungen. Diesmal habe es sich um deutsche Fliegerbombe gehandelt – ein Modell, das auch er zuvor noch nicht gesehen hatte. Wie sie in den Wald am Rangierbahnhof Seddin kam, weiß keiner – vielleicht war sie ein Beutestück. Bekannt ist, dass der weitläufige Rangierbahnhof im 2. Weltkrieg eines der Hauptangriffsziele der Alliierten war und dass in den letzten Kriegstagen heftige Kämpfe um Seddin tobten.

1,50 Meter lang war die gefundene Bombe mit einem Durchmesser von etwa 50 Zentimetern. Eine Entschärfung oder ein Abtransport seien nicht möglich gewesen, erläuterte Kunzendorf. Sie musste vor Ort gesprengt werden. Um die Druckwelle vom Rangierbahnhof und der 1500 Meter entfernten Ortschaft Neuseddin abzulenken, war ein mächtige, drei Meter hoher Erdwall angelegt worden. Kunzendorf zündete die Sprengladung auf der Bombe aus einer Entfernung von 700 Metern hinter einem Erdwall liegend. Die Berechnung ging auf. In unmittelbarer Umgebung der Detonation hat es einige Bäume umgeworfen, doch selbst der 100 Meter entfernte Hochstand eines Jägers blieb unversehrt.

Etwa 100 Einsatzkräfte der Seddiner Verwaltung, der Polizei und Rettungsdienste sowie der Feuerwehren aus Seddiner See und Schwielowsee sorgten gestern für einen reibungslosen Ablauf der Evakuierung und Absperrung. Fast alle Einwohner hatten bis 8 Uhr den Sperrbezirk verlassen. Mehrere Behinderte wurden von Fahrdiensten abgeholt. Bei abschließenden Kontrollgängen vor der Sprengung seien jedoch noch zwei Neuseddiner gefunden worden, die in ihren Wohnungen geblieben waren, berichtete Zinke. Lediglich 40 Einwohner – meist ältere Menschen – nutzten das Angebot, die Sprengung bei kostenfreien warmen Getränken im Speisesaal der Grundschule abzuwarten. In der benachbarten Sporthalle blieben fast alle vorsorglich aufgestellten Stühle leer. Nur eine Frau aus der Dr.-Stapff-Straße verlor sich dort. Sie hatte ihren kleinen Hund dabei und wollte deshalb nicht in den Speisesaal.

„Insgesamt haben die Neuseddiner gelassen und besonnen auf die Evakuierung reagiert“, konstatierte Bürgermeister Zinke. Mit hoher Wahrscheinlich war es auch nicht der letzte explosive Fund in der Gemarkung Neuseddin. Wie berichtet, sind in diesem Monat bereits drei Bomben bei Neuseddin gefunden worden. Das ist kein Zufall, denn im Vorfeld geplanter Forstarbeiten werden die angrenzenden Wälder derzeit gezielt abgesucht.

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