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Aus dem GERICHTSSAAL: Gezockt, gestohlen, gekündigt

Freiheitsstrafe wegen Diebstahls und Betruges

Stand:

Michendorf - Er saß an der Quelle und sorgte dafür, dass sie auch kräftig sprudelte. Als Kraftfahrer einer Firma für Autoteile hatte Lars L.* (24) stets Überblick über das aktuelle Angebot. Monatelang fiel seinem Chef nicht auf, dass hochwertige Ersatzteile in den Regalen des Lagers fehlten. Zwischen Juni und November 2012 stahl der Michendorfer BMW-Felgen, Verteiler-Einspritzpumpen, Lenkgetriebe, Kupplungsteile und Batterien im Gesamtwert von knapp 9000 Euro, bot sie unter dem Namen seiner Mutter und der Anschrift seiner Großeltern bei Ebay an. Dann flog die Sache auf.

Lars L. erhielt die Kündigung. Das Amtsgericht unter Vorsitz von Bettina Thierfeldt verurteilte den bereits wegen Sachbeschädigung und Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen Vorbestraften am Montag wegen Diebstahls sowie Betruges in 16 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten. Sie wurde zu zweijähriger Bewährung ausgesetzt.

„Mein Mandant hat gezockt, manchmal gewonnen, das Geld gleich wieder verspielt“, erklärte Verteidiger Matthias Schöneburg im Namen des Angeklagten. „Dann hat er sich eine größere Summe geborgt. Irgendwann machten die Gläubiger Druck.“ Da sei Lars L. auf die unheilvolle Idee gekommen, deren Umsetzung nicht allzuschwer war. „Das ist keine Entschuldigung, aber es erklärt sein Verhalten, das ihm inzwischen sehr leid tut“, so der Rechtsanwalt. Mittlerweile habe der Angeklagte den Schaden, den er seinem einstigen Arbeitgeber zufügte, wieder gutgemacht.

In das Urteil – es ist bereits rechtskräftig – wurde eine Entscheidung des Amtsgerichts vom Januar einbezogen. Da lautete die Anklage auf gemeinschaftlichen versuchten Diebstahl im besonders schweren Fall. Lars L. bekam sieben Monate auf Bewährung. Ein Passant hatte ihn und einen Komplizen am 10. Juli vorigen Jahres auf einem Parkplatz in Neuseddin dabei beobachtet, wie sie das Türschloss eines Audi aufbrachen, um den Wagen zu entwenden. Wäre der Coup geglückt, hätte Lars L. das Auto in seine Einzelteile zerlegt, um sie zu verkaufen.

Lars L. schaffte zwar den Realschulabschluss, einen Beruf hat er nicht. Die Ausbildung zum Holzmechaniker brach der Michendorfer ab. Nach seinem Rausschmiss als Kraftfahrer fand er kurzzeitig einen neuen Job. Seitdem ist er arbeitslos. „Bemühen Sie sich um eine zweite Ausbildung? Suchen Sie intensiv nach Arbeit?“, fragte die Vorsitzende. Lars L., der es laut seinem Verteidiger „nicht so mit dem Reden hat“, nickte.

Um den Tagesablauf des Verurteilten wieder etwas zu strukturieren, muss er 120 Stunden gemeinnützige Arbeit nach näherer Weisung der sozialen Dienste der Justiz leisten. Dafür hat er vier Monate Zeit. (*Name geändert.) Hoga

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